KHK – Langzeitbehandlung mit Statinen

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Bei Ihnen wurde eine koronare Herzkrankheit (KHK) festgestellt. Dabei sind die Blutgefäße verengt, die das Herz versorgen. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt hat Ihnen ein Statin empfohlen. Das Medikament senkt die Blutfette und kann helfen, Krankheitsfolgen zu verhindern, zum Beispiel Herzinfarkte. Manche Menschen berichten von Muskelschmerzen, wenn sie dauerhaft ein Statin einnehmen. Diese können durch das Statin kommen, haben aber oft auch andere Ursachen.

Empfehlung

Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt die regelmäßige Einnahme eines Statins. Brechen Sie bei vermeintlicher Unverträglichkeit die Behandlung nicht sofort ab, sondern prüfen Sie gemeinsam, ob Sie mit einem anderen Wirkstoff oder einer anderen Dosis besser zurechtkommen.

Was sind Statine?

Statine sind Medikamente, die ein bestimmtes Blutfett, das sogenannte LDL-Cholesterin senken. Ihr Nutzen beruht aber nicht allein auf der Cholesterinsenkung. Vermutlich schützen sie auch die Gefäßwände, weil sie gegen Entzündungen wirken.

Sind Statine wirksam?

Bei KHK kommen Statine zum Einsatz, um Krankheitsfolgen zu verhindern. Dazu gehören Herzinfarkte mit oder ohne Todesfolge. Viele große Studien haben die Wirksamkeit von Statinen belegt. Ganz grob lassen sich die Ergebnisse nach 4 Jahren Behandlung so zusammenfassen: 

  • Nach 4 Jahren lebten etwa 901 von 1 000 Patienten, die regelmäßig ein Statin einnahmen. Bei Patienten, die ein Scheinmedikament nahmen, waren es etwa 886. 
  • Das heißt, das Statin hat bei etwa 15 von 1 000 Behandelten einen Todesfall verhindert. 
  • Etwa 51 von 1 000 hatten trotz Statin einen nicht tödlichen Herzinfarkt. Mit Scheinmedikament waren es 73. 
  • Das Statin hat also bei 22 von 1 000 Behandelten einen nicht tödlichen Herzinfarkt verhindert.

Welche Komplikationen können auftreten?

Die meisten Menschen vertragen Statine gut. Bei wenigen können Muskelschmerzen auftreten. Wie häufig das der Fall ist, hängt auch von der Dosis ab. Etwa 10 bis 50 von 1 000 waren in Studien davon betroffen, aber: Erhielten die Menschen ein Scheinmedikament, traten Muskelbeschwerden ebenso häufig auf. Das deutet darauf hin, dass die Schmerzen oft nicht durch das Statin kommen. Ernsthafte Komplikationen sind selten: bei etwa 1 von 10 000 Behandelten.

Was tun, wenn ich das Statin doch nicht vertrage?

Die Ärztin oder der Arzt bietet Ihnen ein anderes Statin an, oder verringert die Dosis. Dann gehen die Schmerzen oft zurück oder hören auf. Sie können die Dosis langsam wieder steigern, so lange Sie damit gut zurechtkommen. Fachleute schätzen die Behandlung als sehr wirksam ein. Deshalb sollten Sie versuchen, sie mit diesen Maßnahmen weiterzuführen. Bei starken Muskelschmerzen, verbunden mit Muskelschwäche, allgemeinem Krankheitsgefühl und einer Dunkelfärbung des Urins, holen Sie umgehend ärztlichen Rat ein. Das kann ein Hinweis auf eine sehr seltene, gefährliche Komplikation sein.

Faktenbox: Statine

Nutzen

Bei 1 000 Behandelten eingetretene Todesfälle nach 4 Jahren

mit Statin:

mit Scheinmedikament:

99

114

Von 1 000 Behandelten hatten nach 4 Jahren einen nicht-tödlichen Herzinfarkt

mit Statin:

mit Scheinmedikament:

51

73

Schaden

Von 1 000 Behandelten hatten Muskelschmerzen

mit Statin:

mit Scheinmedikament:

10-50

10-50

In vielen Studien berichten Patienten mit Scheinmedikament genauso häufig über Muskelschmerzen wie mit Statin. Es gibt Gründe anzunehmen, dass eine Hochdosis-Behandlung mit Statin etwas häufiger zu Muskelbeschwerden führen kann.

Von 1 000 Behandelten erhielten innerhalb von 4 Jahren eine Diabetes-Diagnose

mit Statin:

mit Scheinmedikament:

47

43

Nutzen und Schaden auf einen Blick

Nutzen

Verhinderte Todesfälle:

15 pro 1 000 Behandelte

Verhinderte nicht-tödliche Herzinfarkte:

22 pro 1 000 Behandelte

Schaden

Zusätzliche Muskelschmerzen durch Statin:

unklar

Zusätzliche Diabetes-Diagnosen durch Statin:

4 pro 1 000 Behandelte

Zusätzliche schwere Muskelerkrankung durch Statin*:

*bildet sich nach Absetzen des Statins wieder zurück

0,1 pro 1 000 Behandelte (1 pro 10 000 Behandelte)

Januar 2019, herausgegeben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung

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Für diese Information haben wir die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Chronische KHK genutzt. Diese ist für Ärztinnen, Ärzte und andere medizinische Fachleute gedacht.

Wo Sie eine Selbsthilfeorganisation in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen).

Internet www.nakos.de 
Telefon 030 31018960

    Dieses Patientenblatt ist Bestandteil der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) "Chronische KHK".

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