Cannabis als Medizin?

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Sie haben gehört, dass man bei schweren Erkrankungen manchmal Cannabis auf Rezept erhalten kann? In dieser Information erfahren Sie, was man über die Wirksamkeit von Cannabis-Arzneimitteln weiß und für wen sie in Frage kommen können. Sie lesen auch, mit welchen Risiken man rechnen muss und was Fachleute empfehlen.

Auf einen Blick

Anwendung

Cannabis kann bei schweren Krankheiten verordnet werden. Voraussetzung ist, dass andere Behandlungen nicht zur Verfügung stehen oder nicht möglich sind. Außerdem muss nach ärztlicher Einschätzung die Chance bestehen, dass sich Beschwerden durch Cannabis bessern. Sie erhalten Cannabis meist zusätzlich zu Ihren bestehenden Medikamenten.

Wirksamkeit

Hinweise auf Wirksamkeit gibt es bei dauerhaften Schmerzen, Muskelkrämpfen bei multipler Sklerose, Übelkeit und Erbrechen infolge einer Chemotherapie oder ungewolltem Gewichtsverlust, etwa bei AIDS. Die Wirkung war in Studien eher gering.

Nebenwirkungen

Mehr als jeder Dritte bricht eine Behandlung mit Cannabis wegen Nebenwirkungen wieder ab.

Was ist Cannabis und wie wirkt es?

Cannabis ist der lateinische Begriff für Hanf. Seit Jahrtausenden nutzen Menschen diese Pflanze: Aus den Fasern stellt man Seile her, aus den Samen Öl. Aus den getrockneten Blüten und Blättern lassen sich die Rauschmittel Haschisch und Marihuana gewinnen. Seit einiger Zeit wird auch die medizinische Wirkung von Cannabis stärker erforscht.

Die medizinischen Wirkungen von Hanf gehen vor allem auf die Inhaltsstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zurück. THC wirkt berauschend und entspannend, es kann Brechreiz dämpfen. CBD wirkt angstlösend und kann Entzündungen hemmen.

Welche Regeln gelten bei der Verordnung von Cannabis?

Seit 2017 übernehmen die Gesetzlichen Krankenkassen in bestimmten Fällen die Kosten für Cannabis-Arzneimittel. Dafür gelten strenge Voraussetzungen:

  • Es liegt eine schwere Erkrankung vor.

  • Eine anerkannte medizinische Behandlung steht nicht zur Verfügung oder ist nach ärztlicher Einschätzung nicht möglich.

  • Es gibt eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht, dass sich der Krankheitsverlauf oder starke Beschwerden spürbar bessern.

Ob diese Voraussetzungen gegeben sind, beurteilt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt. Vor der ersten Verordnung müssen Sie bei Ihrer Krankenkasse eine Genehmigung einholen. Dann erhalten Sie in der Arztpraxis ein sogenanntes Betäubungsmittel-Rezept.

Wann kann Cannabis in Frage kommen?

Unter anderem bei folgenden Krankheiten oder Beschwerden wurde Cannabis untersucht:

  • dauerhafte (chronische) Schmerzen

  • Muskelkrämpfen bei multipler Sklerose oder Lähmung der Beine

  • Übelkeit und Erbrechen, zum Beispiel als Folge einer Chemotherapie

  • ungewollter Gewichtsverlust, zum Beispiel als Folge von AIDS

Ob Cannabis bei diesen Beschwerden für Sie in Betracht kommt, hängt davon ab, welche anderen Behandlungen möglich wären und ob das Risiko für Nebenwirkungen vertretbar erscheint.

Cannabis erhalten Sie meist zusätzlich zu den Medikamenten, die Sie bereits einnehmen, nicht stattdessen. Es wurde nur als zusätzliches Medikament untersucht.

Ist Cannabis wirksam?

Bislang gibt es nicht genügend gute Studien, so dass man nicht sicher beurteilen kann, wie wirksam Cannabis ist. Bei dauerhaften Schmerzen, Muskelkrämpfen, Übelkeit oder Gewichtsverlust legen Studien nahe, dass THC-haltige Medikamente Beschwerden lindern können. Allerdings war die beobachtete Wirkung dabei meist eher gering. Cannabis hilft nicht gegen plötzliche Beschwerden. Es braucht eine Weile, bis es wirkt. Bei folgenden Krankheiten konnte Cannabis bislang nicht helfen: entzündliche Darm-Erkrankungen, Parkinson, Bewegungsstörungen, Zittern, Chorea Huntington (eine seltene Erbkrankheit) oder Blasenschwäche als Folge von multipler Sklerose. Zu anderen Erkrankungen fehlen gute Studien. Cannabidiol ist für eine seltene Form der Epilepsie zugelassen, wird aber aktuell als Hilfe bei vielen Beschwerden beworben. Derzeit gibt es keine ausreichenden Hinweise, dass es dagegen wirkt.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Cannabis gehören Müdigkeit und Konzentrations-Schwäche. Außerdem kann es zu folgenden Beschwerden kommen: Stimmungs-Schwankungen, Schwindel, Mundtrockenheit, trockenes Auge, Muskelschwäche, gesteigerter Appetit, Herzrasen, plötzlicher Blutdruckabfall und Herzbeschwerden. Lebensbedrohliche Komplikationen wurden nach medizinischem Einsatz von Cannabis bislang nicht berichtet. Cannabis erhöht das Risiko, psychisch krank zu werden und Wahnvorstellungen (Psychose) zu entwickeln. Etwa jeder Dritte bricht die dauerhafte Behandlung mit Cannabis wegen Nebenwirkungen ab.

Wer über längere Zeit Cannabis einnimmt, wird unempfindlich gegenüber vielen seiner Wirkungen. Man spricht von Toleranz. Wer Cannabis dann plötzlich absetzt, kann Entzugs-Erscheinungen bekommen.

Nehmen Sie Cannabis nicht, wenn Sie schwanger sind oder bereits eine Psychose oder andere schwere seelische Erkrankungen hatten. Vorsicht ist bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen geboten.

Welche Cannabis-Mittel gibt es?

Der Arzt oder die Ärztin kann unterschiedliche Arten von Cannabis-Mitteln verordnen:

  • Die Wirkstoffe Nabilon und Nabiximols gibt es als Fertig-Medikamente in der Apotheke, als Kapseln beziehungsweise als Mund-Spray.

  • Der Wirkstoff Dronabinol steht in Deutschland als sogenanntes Rezeptur-Arzneimittel zur Verfügung. Das Mittel wird also für Sie persönlich in der Apotheke zubereitet, meist als ölige Tropfen, die Sie einnehmen.

  • Des Weiteren gibt es Medizinal-Hanf in Form von getrockneten Blüten oder Pflanzen-Extrakt. Beides muss erhitzt werden, damit die Inhaltsstoffe wirken. Dafür eignet sich ein Verdampfer.

Macht Cannabis als Medizin abhängig?

Die Beipack-Zettel der Cannabis-Medikamente führen Abhängigkeit als mögliche Nebenwirkung auf. Die vorliegenden Daten erlauben keine Aussagen darüber, ob Cannabis-Medikamente süchtig machen in den Mengen, die in Studien untersucht wurden. Bislang sind solche Fälle nicht bekannt. Das kann auch daran liegen, dass die meisten Studien nicht lang genug dauerten.

Was Fachleute empfehlen

  • Wenn bei Ihnen aus medizinischen Gründen Cannabis in Frage kommt, sollen Sie Fertig- oder Rezeptur-Arzneimittel erhalten. Anders als Blüten und Extrakte schwanken diese nicht in ihrer Zusammensetzung und Wirksamkeit.

  • Wegen der schädlichen Wirkung raten Fachleute davon ab, Blüten als Joint zu rauchen oder Cannabis-Tropfen in Liquids zu mischen.

  • Zum Anfang einer Behandlung oder wenn die Dosis neu eingestellt wird, sollten Sie nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen.

März 2020, herausgegeben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung

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Internet www.nakos.de 
Telefon 030 31018960

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