Barrierearme Praxis – Woran Sie eine Praxis mit wenigen Barrieren erkennen

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Sind Parkplätze in der Nähe? Gibt es einen Aufzug oder nur Treppen? Wo sind die Toiletten? Stellen Sie sich manchmal solche Fragen? So wie Ihnen geht es auch anderen. Sie möchten eine Praxis leicht erreichen können und sich dort gut zurechtfinden.

Von einer Praxis mit wenigen Hindernissen profitieren nicht nur Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung, sondern alle. Eine große Barrierefreiheit kommt beispielsweise auch älteren Menschen, Eltern mit kleinen Kindern oder Personen mit Gipsbein zugute.

Diese Information zeigt, was Praxen und Sie selbst tun können, damit Ihr Arztbesuch möglichst ohne Hürden verläuft.

Auf einen Blick

Barrieren abbauen

Barrieren oder Hindernisse tauchen im Alltag oft auf und finden sich auch in Praxen. Hierzu zählen zum Beispiel Stufen, fehlende Schilder oder Verständigungsprobleme. Ein wichtiges Anliegen der Ärztinnen und Ärzte ist es, möglichst vielen Menschen einen freien Zugang zu ihrer Praxis zu ermöglichen. Aber trotz aller Bemühungen ist es nicht immer möglich, alle Barrieren komplett abzubauen.

Tipp

Sprechen Sie in der Praxis an, wenn Sie auf Hindernisse stoßen.

Was ist Barrierefreiheit?

Barrierefreiheit heißt, dass Einrichtungen oder Angebote für alle Menschen nutzbar sind. Das heißt: Um eine Praxis zu besuchen, sollen Menschen mit Behinderungen möglichst keine fremde Hilfe brauchen.

Viele Praxisinhaberinnen und -inhaber wissen das und achten darauf. Sie freuen sich über Verbesserungs-
vorschläge oder Hinweise, wo sie Barrieren abbauen können. 

Barrierefreiheit immer möglich?

Eine komplett barrierefreie Praxis gibt es nur selten. Denn Barrierefreiheit hat Grenzen. So kann es sein, dass es in einem alten Haus keinen Fahrstuhl gibt oder die Räume verwinkelt sind. Und nicht immer gibt es jemanden, der eine Fremdsprache kann. Aber auch hier können kleine Maßnahmen den Weg zur Praxis oder das Gespräch erleichtern.

Die Praxis leicht erreichen

Eine leicht zugängliche Praxis erkennen Sie zum Beispiel an folgenden Punkten:

  • Es gibt eine Haltestelle oder Parkplätze in der Nähe der Praxis. Behindertenparkplätze sind wünschenswert.

  • Der Zugangsweg zur Praxis ist ebenmäßig, gut beleuch­tet und hat keine Stolperfallen.

  • Die Praxis ist gut ausgeschildert. Hausnummer, Schilder und Klingel sind gut zu erkennen.

  • Die Klingel ist für jeden zu erreichen, auch für Menschen im Rollstuhl. Sie ist außerdem groß und leicht zu ertasten.

  • Die Praxis ist im Erdgeschoss oder es gibt einen Aufzug. Rollstuhl-Rampen oder Treppenlifte können hilfreich sein. Manchmal ist auch ein barrierefreier Nebeneingang vor­handen.

  • Die Eingangstür ist so breit, dass ein Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen problemlos durchpasst.

  • Türen lassen sich leicht öffnen. Am besten ist ein automa­tischer Türöffner.

Hilfen in den Praxisräumen

Insbesondere für Menschen mit körperlichen Einschränkun­gen ist es wichtig, dass sie sich frei in der Praxis bewegen können und sich zurechtfinden. Beispiele hierfür sind:

  • rutschhemmender Bodenbelag, keine Stolperfallen wie Kabel oder Türschwellen

  • ausreichende, blendfreie Beleuchtung

  • Schilder sind gut lesbar und in kontrastreicher Schrift

  • ausreichender Platz im Anmeldebereich, in den Toiletten und Umkleiden

  • Anmeldetresen sollten nicht zu hoch sein

  • genügend Sitzmöglichkeiten, Stühle mit Armlehnen um sich abzustützen

  • Handläufe und Stützgriffe zum Festhalten

  • höhenverstellbare Untersuchungsgeräte, -stühle oder Liegen, Stufenhocker

  • rollstuhlgeeignetes WC, ein Notrufknopf auf der Toilette

  • Stockhalter oder gut erreichbare Garderobenhaken

  • tastbare Schilder, zum Beispiel auf Treppengeländern

  • schwierige oder wichtige Stellen sind gut markiert, wie große Glasflächen, Stufen oder Türschwellen

  • Hörverstärker oder Induktionsschleifen für Menschen, die schlecht hören oder ein Hörgerät haben

Sich verständigen

Manchmal ist es gar nicht so leicht zu verstehen, was das Praxisteam meint. Für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung, geistiger Behinderung oder geringen Deutschkenntnissen ist es oft noch schwieriger, sich zu verständigen. Folgendes kann Ihnen helfen:

  • Fragen Sie nach, ob Terminvereinbarungen auch online oder per E-Mail möglich sind.

  • Bitten Sie das Fachpersonal, deutlich und verständlich zu sprechen. Versuchen Sie, Blickkontakt zu den Mitarbeitenden zu halten.

  • Wenn Sie etwas nicht verstehen, trauen Sie sich nachzufragen. Lassen Sie sich bei Bedarf Untersuchungen und Behandlungen mittels Bilder oder Modellen erklären.

  • Fragen Sie, ob man Ihnen Rezepte oder Formulare vorlesen kann. Vielleicht hat die Praxis eine Lupe oder eine Lesehilfe, die Sie sich ausleihen können.

  • Lassen Sie sich Informationsmaterialien zum Nachlesen geben. Gesundheitsinformationen in Fremdsprachen oder in einer sehr leicht verständlichen Form, der sogenannten Leichten Sprache, finden Sie auf: www.patienten-information.de und www.patienten-information.de/leichte-sprache

Was Sie selbst tun können

  • Erkundigen Sie sich vor Ihrem ersten Praxisbesuch, ob sie auf für Sie wichtige Bedürfnisse eingerichtet ist. Gibt es beispielsweise Rampen oder Aufzüge? Fragen Sie, ob Ihnen im Bedarfsfall jemand aus der Praxis helfen kann.

  • Überlegen Sie, ob Sie eine vertraute Person mitnehmen möchten. Teilen Sie dem Praxisteam mit, wenn eine weitere Person beim Termin dabei sein wird.

  • Nicht jede Einschränkung ist für andere Personen sofort ersichtlich. Erklären Sie Ihre Situation und Bedürfnisse.

  • Sprechen Sie das Praxisteam generell an, wenn Sie sich nicht allein zurechtfinden oder Hilfe benötigen.

  • Sagen Sie sofort, wenn Sie etwas nicht verstehen und fragen Sie nach.

  • Bitten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, Informationen für Sie zu notieren, vorzulesen oder zu erläutern, zum Beispiel wie Medikamente einzunehmen sind.

  • Liegt bei Ihnen eine Hörschädigung vor oder sprechen Sie nicht gut Deutsch, fragen Sie nach jemandem, der in Gebärdensprache oder in Ihre Sprache übersetzen kann.

  • Geben Sie dem Praxisteam Rückmeldung, wenn Sie auf Hindernisse stoßen. Ein freundlich und sachlich vorgebrachter Verbesserungsvorschlag wird meist gern auf­genommen. Geben Sie auch lobende Rückmeldungen, wenn Ihnen etwas gut gefallen hat.

  • Haben Sie Verständnis dafür, dass sich nicht jede Praxis vollständig barrierefrei umgestalten lässt. Eine Praxis im 3. Stock eines Altbaus wird möglicherweise stets nur über Treppen erreichbar sein.

  • Wichtig ist, dass Sie eine Praxis finden, in der Sie sich gut aufgehoben und wohl fühlen. Jeder setzt dabei andere Schwerpunkte. Wenn aus Ihrer Sicht wichtige Punkte in Bezug auf das Praxisteam und wenig Barrieren zutreffen, dann haben Sie für sich eine geeignete Praxis gefunden.

Wo kann ich eine Praxis finden?

Über die Arzt- und Psychotherapeutensuche der Kassenärztlichen Bundesvereinigung können Sie Praxen in Ihrer Nähe finden: www.arztsuche.116117.de.

Dort haben Sie die Möglichkeit, mit Filtern gezielt nach barrierefreien Praxen zu suchen. Dort können Sie ebenfalls Praxen finden, in denen eine bestimmte Fremdsprache gesprochen wird.

Mai 2023, herausgegeben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung

Mehr zum Thema

Wo Sie eine Selbsthilfeorganisation in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen).

Internet www.nakos.de 
Telefon 030 31018960

Selbsthilfeorganisation:

Unsere Gesundheitsinformationen können Sie kostenlos herunterladen, ausdrucken und verteilen. Es gibt auch die Möglichkeit, diese bei Anbietern von Print on Demand auf hochwertigem Papier und in beliebiger Auflage kostenpflichtig ausdrucken zu lassen – wie zum Beispiel dem DDZ.

Hier finden Sie Dokumente zur Methodik und alle Quellen der Kurzinformation "Barrierearme Praxis".

Methodik

Aktualität

Diese Kurzinformation wurde im Mai 2023 veröffentlicht. Das nächste Update ist für 2027 vorgesehen.

Verwendete Quellen

Fachliteratur

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