Ein dauerhaft zu hoher Blutzucker kann auf lange Sicht Folgeschäden an den Blutgefäßen verursachen, die Herz, Nieren und Gehirn versorgen. Gliflozine oder Glutide senken das Risiko für solche Folgeschäden. Man nimmt sie zusammen mit dem Diabetes-Medikament Metformin ein. Vor allem Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen haben Vorteile von dieser Kombination. Da sie auch mehr Nebenwirkungen haben kann, wird sie nicht für alle Menschen mit Diabetes empfohlen.
Empfehlung:
Prüfen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welche Art der Behandlung bei Ihnen geeignet ist, wenn Medikamente zum Einsatz kommen sollen. Besprechen Sie gemeinsam die Vor- und Nachteile.
Welche Medikamente für wen?
Meist empfiehlt die Ärztin oder der Arzt Diabetes-Medikamente in dieser Situation: Ihr Blutzuckerspiegel ist zu hoch, obwohl Sie seit einiger Zeit auf Ihre Ernährung achten und körperlich aktiv sind. Dann raten Fachleute zunächst zu dem Wirkstoff Metformin.
Inzwischen weiß man aber: Es gibt Menschen, denen es hilft, wenn sie von Anfang an eine Kombination von Diabetes-Medikamenten erhalten: den Wirkstoff Metformin zusammen mit einem Gliflozin oder einem Glutid. Für wen genau diese Kombination vorteilhaft ist, lässt sich derzeit noch nicht sicher sagen.
Wem hilft eine Kombinationsbehandlung?
Nicht alle Menschen mit Diabetes haben Vorteile davon, wenn sie gleich zum Einstieg eine Kombination erhalten. Das hängt davon ab, wie hoch Ihr Risiko für einen Herzinfarkt oder Herzschwäche ist. Es kann auch eine Rolle spielen, wie gut die Niere arbeitet:
» ohne weitere Risikofaktoren
Haben Sie Diabetes, aber keine schweren Risikofaktoren für einen Herzinfarkt oder Herzschwäche? Dann haben Sie vermutlich keinen Nutzen von einer direkten Kombinationsbehandlung. Solche Personen wurden in vorliegenden Studien nicht untersucht. Weil mit einer Kombinationsbehandlung das Risiko für Nebenwirkungen steigt, wird sie hier nicht empfohlen.
» mit einer Herzerkrankung
Haben Sie Diabetes und gleichzeitig eine koronare Herzerkrankung oder eine Herzschwäche? Dann kann es vorteilhaft sein, wenn Sie Metformin entweder mit einem Gliflozin oder einem Glutid erhalten. Diese Kombination senkt die Wahrscheinlichkeit, an herzbedingten Ursachen zu sterben. In der Gruppe der Gliflozine zeigt das Medikament Empagliflozin bisher die besten Ergebnisse, bei bestehender Herzschwäche ist auch Dapagliflozin wirksam. In der Gruppe der Glutide ist es das Medikament Liraglutid (siehe Übersicht).
» mit einem hohen Risiko für Herzinfarkt oder Herzschwäche
Rauchen Sie? Ist Ihr Blutdruck erhöht? Haben Sie ein stark erhöhtes LDL-Cholesterin? Dann ist auch Ihr Risiko für einen Herzinfarkt erhöht. Möglicherweise haben Sie geringe Vorteile von einer Kombination. Solche Personen wurden in einigen Studien untersucht. Ihre Behandlungsergebnisse sind aber nicht so eindeutig wie bei Menschen mit einer Herzerkrankung. Hier ist es besonders wichtig, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen (siehe Übersicht).
» mit Nierenschwäche
Eine Kombinationsbehandlung kann helfen, dass weniger Folgeschäden an den Nieren auftreten. Man weiß aber nicht: Gilt das auch für Menschen, die keine Herzerkrankung haben, aber bereits eine Nierenschwäche? Die Studien zeigen hier keine einheitlichen Ergebnisse: Ob Ihnen bei mild oder stark eingeschränkter Nierenfunktion die Kombination hilft, ist bislang unklar.
Ergebnisse der Kombinationsbehandlung für Menschen mit vorbestehender Herzerkrankung
Menschen mit vorbestehenden Herzerkrankungen wurden zum Beispiel in den Studien zu Empagliflozin und Liraglutid untersucht. Welche Vorteile und welche Nachteile diese Menschen zu erwarten haben, lässt sich an den nachstehenden Tabellen ablesen.
Empagliflozin (gehört zur Gruppe der Gliflozine)
Nutzen – Ergebnisse pro 1 000 Behandelte nach 3 Jahren | ||
---|---|---|
Todesfälle insgesamt mit Empagliflozin: mit Schein-Medikament: |
57 83 |
Verhinderte Todesfälle: 26 |
Herzbedingte Todesfälle mit Empagliflozin: mit Schein-Medikament: |
37 59 |
Verhinderte herzbedingte Todesfälle: 22
|
Krankenhauseinweisung wegen Herzschwäche mit Empagliflozin: mit Schein-Medikament: |
27 41 |
Verhinderte Krankenhauseinweisungen: |
Schaden – Ergebnisse pro 1 000 Behandelte nach 3 Jahren | ||
Genital-Infekte mit Empagliflozin: mit Schein-Medikament: |
64 18 |
Zusätzliche Infektionen: 46 |
Liraglutid (gehört zur Gruppe der Glutide)
Nutzen – Ergebnisse pro 1 000 Behandelte nach 3,8 Jahren | ||
---|---|---|
Todesfälle insgesamt mit Liraglutid: mit Schein-Medikament: |
82 96 |
Verhinderte Todesfälle: 14 |
Herzbedingte Todesfälle mit Liraglutid: mit Schein-Medikament: |
47 60 |
Verhinderte herzbedingte Todesfälle: 13
|
Nierenschäden mit Liraglutid: mit Schein-Medikament: |
57 72 |
Verhinderte Nierenschäden: 15 |
Schaden – Ergebnisse pro 1 000 Behandelte nach 3,8 Jahren | ||
Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall mit Liraglutid: davon schwer: mit Schein-Medikament: davon schwer: |
175 50 |
Zusätzliche Beschwerden: 125 Davon schwer: |
Ergebnisse der Kombinationsbehandlung für Menschen ohne vorbestehende Herzerkrankung aber mit hohem Risiko für Herzinfarkt oder Herzschwäche
Viele Menschen ohne vorbestehende Herzerkrankung aber mit hohem Risiko für Herzinfarkt oder Herzschwäche wurden zum Beispiel in der Studie zu Dulaglutid untersucht. Welche Vorteile und welche Nachteile diese Menschen zu erwarten haben, lässt sich an der nachstehenden Tabelle ablesen:
Dulaglutid (gehört zur Gruppe der Glutide)
Kein Unterschied |
||
---|---|---|
Todesfälle insgesamt |
||
Herzbedingte Todesfälle |
||
Nutzen – Ergebnisse pro 1 000 Behandelte nach 5,4 Jahren |
||
Schlaganfälle mit Dulaglutid: mit Schein-Medikament: |
32 41 |
Verhinderte Schlaganfälle: 9 |
Nierenschäden mit Dulaglutid: mit Schein-Medikament: |
171 196 |
Verhinderte Nierenschäden: 25 |
Schaden – Ergebnisse pro 1 000 Behandelte nach 5,4 Jahren |
||
Mäßige Beschwerden wie Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall mit Dulaglutid: mit Schein-Medikament: |
341 |
Zusätzliche Beschwerden: 133 |
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Typ-2-Diabetes – wie läuft die Behandlung ab?
Bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist der Blutzucker dauerhaft zu hoch. Hier erhalten Sie einen Überblick über Ziele und Möglichkeiten der Behandlung des Typ-2-Diabetes, wie Schulungen, Diabetes-Tabletten (orale Antidiabetika) oder Insulin. Unter anderem erfahren Sie, aus welchen Stufen sich eine Therapie zusammensetzt.
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Typ-2-Diabetes – Welche Medikamente gibt es?
Menschen mit Typ-2-Diabetes haben zu viel Zucker im Blut. Zur Behandlung können verschiedene Medikamente in Frage kommen. Sie heißen Metformin, Sulfonylharnstoffe, DPP-4-Hemmer, Gliflozine, Glutide und Insulin. In dieser Information stellen wir die Diabetes-Medikamente und ihre Wirkung vor.
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Typ-2-Diabetes – Wie soll der Blutzucker eingestellt sein?
Bei Diabetes ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht. Die Behandlung richtet sich nach dem Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c). Welcher HbA1c-Wert angemessen ist, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Diese Entscheidungshilfe erklärt, welche Umstände Sie und Ihre Ärztin oder Ihr Arzt berücksichtigen sollten, wenn Sie einen Zielwert für das HbA1c festlegen.
Für diese Information haben wir die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Diabetes genutzt. Diese ist für Ärztinnen, Ärzte und andere medizinische Fachleute gedacht.
Wo Sie eine Selbsthilfeorganisation in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen).
Internet www.nakos.de
Telefon 030 31018960
Dieses Patientenblatt ist Bestandteil der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) "Diabetes".