Eine Depression kann mit Schlafproblemen einhergehen. Eine Behandlungsmöglichkeit sind Benzodiazepine. Doch diese können abhängig machen. Daher empfehlen Fachleute sie allenfalls kurzfristig und nur, wenn andere Maßnahmen gegen die Schlaflosigkeit nicht helfen. Hier finden Sie Informationen zur Anwendung und Risiken von Benzodiazepinen.
Empfehlung
Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, ob Benzodiazepine in Ihrem Fall wirklich empfehlenswert sind. Lassen Sie sich die Risiken erklären und Tipps für einen besseren Schlaf geben.
Was sind Benzodiazepine?
Benzodiazepine sind Beruhigungs- und Schlafmittel, die ärztlich verordnet werden. Sie können bei Schlafstörungen, Ängsten und innerer Unruhe helfen. Auch bei Krampfanfällen können sie zum Einsatz kommen.
Es gibt verschiedene Benzodiazepine, die sich in ihrer Wirkung ähneln. Sie unterscheiden sich jedoch darin, wie schnell und wie lange sie im Körper wirken. Das ist für die Auswahl des passenden Medikaments bedeutsam. Wirkstoffe sind beispielsweise Lorazepam und Diazepam.
Normalerweise nimmt man Benzodiazepine in Tablettenform ein. Es gibt sie aber auch als Kapseln, Tropfen oder Injektionen.
Wann kommen Benzodiazepine bei einer Depression in Frage?
Benzodiazepine kommen vor allem in Frage, wenn sehr schwer depressive Menschen, die nicht mehr leben wollen, nicht schlafen können oder sehr unruhig sind. Ihnen helfen sie über die schlimmste Zeit hinweg, bis andere Maßnahmen anschlagen, wie beispielsweise Psychotherapie oder Antidepressiva.
Allerdings können Benzodiazepine depressive Beschwerden nicht dauerhaft lindern. Deswegen sind sie bei einer Depression in der Regel nicht geeignet. Bei einer leichten Depression raten Fachleute sogar ausdrücklich davon ab. Bei einer mittelschweren oder schweren Depression ist eine Verschreibung in Ausnahmefällen möglich, zum Beispiel, wenn Sie stark durch die Schlafprobleme belastet sind und andere Maßnahmen nicht geholfen haben. Dann können Benzodiazepine zusätzlich zur normalen Behandlung zum Einsatz kommen. Wichtig ist, dass Sie das Medikament nicht länger als 4 Wochen einnehmen.
Machen Benzodiazepine abhängig?
Benzodiazepine sind wirksame Medikamente, die aber schnell abhängig machen können: Schon nach 2 Wochen kann sich der Körper an den Wirkstoff gewöhnen. Eine Abhängigkeit kann sich nach 4 Wochen entwickeln.
Um Abhängigkeiten zu vermeiden, haben Fachleute einfache Regeln entwickelt. Diese lauten:
-
Nehmen Sie Benzodiazepine nur ein, wenn eine Ärztin oder ein Arzt geprüft hat, dass es nötig ist.
-
Nehmen Sie die kleinste wirksame Dosis ein.
-
Nehmen Sie Ihr Benzodiazepin so kurz wie möglich ein.
-
Setzen Sie ein Benzodiazepin nicht abrupt ab, weil sonst Entzugserscheinungen auftreten können. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, wie Sie es am besten schrittweise absetzen.
Gibt es noch andere Nebenwirkungen?
Benzodiazepine können Nebenwirkungen haben. Beispiele sind Tagesmüdigkeit, Atemstörungen, Gedächtnis- oder Konzentrationsprobleme.
Da Benzodiazepine die Muskeln entspannen, können sie besonders bei älteren Menschen zu Stürzen führen. Darüber hinaus können Benzodiazepine schwere Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten verursachen.
Was ist zu beachten?
Während der Behandlung sollten Sie auf Alkohol verzichten: Alkohol kann die Wirkung von Benzodiazepinen verstärken. Zudem beeinflussen sie die Fahrtüchtigkeit. Daher sollten Sie auch nicht Auto fahren.
Was hilft bei Schlafproblemen?
Bevor Sie Schlafmittel einnehmen, ist es besser zunächst die Schlafgewohnheiten zu ändern. Hier einige Tipps, damit Sie besser schlafen:
-
Versuchen Sie, auf koffeinhaltige Getränke und Alkohol am Abend zu verzichten.
-
Bewegung, Einschlafrituale und eine angenehme Schlafumgebung können förderlich sein.
-
Vermeiden Sie ein Schläfchen zwischendurch. Legen Sie sich abends nur ins Bett, wenn Sie müde sind.
-
Patientenleitlinie: Unipolare Depression
Alles zu Untersuchungen und Behandlungen
-
Depression – Einfach nur traurig oder depressiv?
Phasen der Trauer und Niedergeschlagenheit kennt jeder. Manchmal handelt es sich um mehr als nur eine depressive Phase. Anzeichen von Depressionen sind unter anderem gedrückte Stimmung, Interessenverlust und Antriebsschwäche. Die Grundlage jeder Behandlung sind "Hilfen zur Selbsthilfe". Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind beispielsweise Online-Programme (Apps), Psychotherapie und Antidepressiva.
-
Depression – Schwangerschaft und Geburt
Während und nach einer Schwangerschaft erleben viele Frauen ein Auf und Ab der Gefühle. Manchmal nehmen Traurigkeit oder Angst jedoch überhand. Dauern die depressiven Beschwerden länger als 2 Wochen an, kann eine Wochenbettdepression (postpartale Depressionen) vorliegen. Die gängigsten Behandlungen sind Psychotherapie und Medikamente (Antidepressiva).
-
Depression – Eine Information für Angehörige und Freunde
Depressionen sind nicht nur belastend für den Betroffenen selbst. Auch Angehörige und Freunde wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen. Hier erhalten sie Anregungen, wie sie mit dieser schweren Situation umgehen können.
-
Depression – Wie erkenne ich eine Depression?
Eine Depression zu erkennen, ist oft nicht einfach: Die Krankheit kann sich seelisch und körperlich bemerkbar machen. So können beispielsweise Kopfschmerzen oder Herz-Kreislauf-Probleme ebenfalls auf die Krankheit hinweisen. Hier erklären wir, welche Anzeichen es auf eine Depression geben kann.
-
Depression – Wo finde ich Hilfe?
Rat und Unterstützung können Menschen mit einer Depression und deren Angehörigen helfen, mit der Erkrankung besser umzugehen. Eine Rolle spielen hier zum Beispiel seriöse Gesundheitsinformationen, Selbsthilfeorganisationen oder Beratungsstellen. Hier finden Sie hilfreiche Adressen und Anlaufstellen.
-
Depression – Ist eine Krankschreibung für mich sinnvoll?
Wenn Sie eine Depression haben, kann es Ihnen schwerfallen zu arbeiten. Dann können Sie eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bekommen. Manchmal ist es aber besser, wieder zur Arbeit zu gehen. Diese Entscheidungshilfe kann Ihnen helfen, die Vor- und Nachteile einer Krankschreibung abzuwägen.
-
Depression – Welche Behandlung ist für mich geeignet?
Bei einer Depression gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten. Die wichtigsten sind Psychotherapie und Medikamente (Antidepressiva). Auch Online-Programme oder Apps, Bewegungstherapie, Lichttherapie oder Ergotherapie können hilfreich sein. Hier erfahren Sie, wann welche Behandlungsmöglichkeit in Frage kommt.
-
Depression – Antidepressiva: Was ist beim Absetzen zu beachten?
Wenn man ein Antidepressivum schlagartig weglässt, kann es zu Beschwerden kommen. In der Fachsprache heißt das Absetzsyndrom. Es ist auch möglich, dass die Depression wiederkommt. Daher wird meist ein langsames Ausschleichen empfohlen. Wie Sie die Medikamente am besten absetzen, erklärt diese Information.
-
Depression – Antidepressiva: Was sollte ich wissen?
Antidepressiva sind Medikamente, die gegen Depressionen helfen können. Sie heißen zum Beispiel selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), Tri- und tetrazyklische Antidepressiva (TZA) oder Monoaminoxidase-Hemmstoffe (MAO-Hemmer). Dieses Informationsblatt gibt einen Überblick.
-
Depression – Antidepressiva: Was tun, wenn ein Antidepressivum nicht wirkt?
Ein Antidepressivum kann bei einer Depression helfen. Ein Teil der Patientinnen und Patienten hat aber trotzdem weiter depressive Beschwerden. Dann ist es wichtig die Gründe herauszufinden und die Behandlung zu ändern. Lesen Sie hier, welches Vorgehen Fachleute beim Nichtansprechen auf die Medikamente empfehlen.
-
Depression – Antidepressiva: Hilft ein genetischer Test das richtige Mittel zu finden?
Es gibt zahlreiche Antidepressiva. Eine sogenannte Genotypisierung soll helfen, das geeignete Medikament zu finden. Dieser genetische Test ist als IGEL-Leistung möglich. Warum Fachleute jedoch derzeit am Behandlungsbeginn davon abraten, lesen Sie hier.
-
Depression – Hilft Johanniskraut gegen Depressionen?
Diese Information beantwortet zahlreiche Fragen zum Thema Johanniskraut bei Depressionen. Sie informiert über mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Lesen Sie auch, wann Extrakte aus Johanniskraut bei einer Depression in Frage kommen können.
-
Depression – Psychotherapie und Antidepressiva: Was sind Vor- und Nachteile?
Zur Behandlung einer Depression kommen meist Psychotherapie und Medikamente, sogenannte Antidepressiva, zum Einsatz. In dieser Entscheidungshilfe stellen wir beide Behandlungsmöglichkeiten vor und erklären die Unterschiede.
-
Depression: Psychotherapie – Welche Verfahren gibt es?
Es gibt verschiedene Psychotherapie-Verfahren, die bei einer Depression in Frage kommen können. Dazu zählen zum Beispiel Verhaltenstherapie, psychoanalytisch begründete Verfahren und Systemische Therapie. Hier haben wir Informationen zu den Verfahren zusammengefasst.
-
Depression – Sind Zauberpilze, Cannabis oder Lachgas sinnvoll?
Immer wieder hört man von neuen Mitteln gegen Depression. Dazu gehören zum Beispiel Pilze mit dem Inhaltsstoff Psilocybin (Zauberpilze oder Magic Mushrooms), Botox, Produkte mit Cannabis (CBD-Öl) oder Lachgas. In dieser Information lesen Sie, was die Forschung bisher darüber weiß.
-
Depression – Was bringen mir Sport und Bewegung?
Sport und Bewegung sind ein wichtiger Teil der Behandlung von Depressionen. Doch sich dazu aufzuraffen, kann schwerfallen. Hier erfahren Sie, warum körperliche Aktivität bei einer Depression wirksam ist. Und was dabei helfen kann, im Alltag aktiv zu werden und zu bleiben.
-
Depression – Was ist eine repetitive Transkranielle Magnetstimulation?
Die repetitive Transkranielle Magnetstimulation (kurz: rTMS) ist eine relativ neue Behandlungsmethode bei einer Depression. Hier kommen starke, pulsierende Magnetfelder zum Einsatz, um das Gehirn zu stimulieren. Hier lesen Sie mehr über diese Verfahren.
-
Depression – Was passiert bei einer Elektrokonvulsions-Therapie?
Die Elektrokonvulsions-Therapie (kurz: EKT) gehört zu neurostimulatorischen Verfahren. Hierbei werden Nervenzellen im Gehirn angeregt. Ein alter Begriff ist "Elektrokrampf-Therapie". Diese Information erklärt, wann Fachleute bei einer Depression dieses Verfahren empfehlen und wie die Behandlung abläuft.
-
Depression – Was sollten Angehörige wissen?
Eine Depression belastet nicht nur die erkrankte Person, sondern auch Angehörige. Sie können eine wichtige Hilfe sein, aber an der Situation auch selbst verzweifeln. Hier haben wir Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten für Angehörige, Familie und Freundeskreis zusammengestellt.
Für diese Information haben wir die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Unipolare Depression genutzt. Diese ist für Ärztinnen, Ärzte und andere medizinische Fachleute gedacht.
Wo Sie eine Selbsthilfeorganisation in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen).
Internet www.nakos.de
Telefon 030 31018960
Selbsthilfe-Organisationen:
Dieses Patientenblatt ist Bestandteil der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) "Unipolare Depression".