Depression – Antidepressiva: Hilft ein genetischer Test das richtige Mittel zu finden?

Depression-Genotypisierung

Bei einer Depression kann eine Behandlung mit einem Antidepressivum in Frage kommen. Bei der Suche nach dem passenden Medikament sollen genetische Tests helfen. Allerdings raten Fachleute derzeit von genetischen Tests am Behandlungsbeginn ab. Mehr dazu lesen Sie hier.

Empfehlung:

Sie brauchen keinen genetischen Test, um ein Antidepressivum am Behandlungsbeginn auszuwählen.

Wie wirken Antidepressiva? 

Es gibt zahlreiche Antidepressiva. Die Wirkstoffe unterscheiden sich in ihren Abbauwegen im Körper, Wirkungen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Jedoch haben alle Antidepressiva gemeinsam, dass sie Botenstoffe im Gehirn wieder ins Gleichgewicht bringen können. Antidepressiva wirken aber nicht bei allen Menschen gut: Ein Teil der Patientinnen und Patienten hat trotz eines Medikaments weiter depressive Beschwerden.

Außerdem helfen Antidepressiva bei manchen Menschen schnell nach 2 Wochen, während bei anderen die Wirkung erst später eintritt. Um ein wirksames Mittel zu finden, braucht es daher manchmal Geduld. 

Was soll ein genetischer Test bringen?

Damit Antidepressiva wirksam und gut verträglich sind, muss sie der Körper abbauen können. Zudem müssen sie in das Gehirn gelangen. Wie schnell die Medikamente abgebaut werden und ob sie das Gehirn erreichen können, lässt sich an den Genen erkennen. Dafür gibt es spezielle genetische Tests. Diese sollen helfen herauszufinden, welches Medikament bei Ihnen am besten wirkt und welche Dosis notwendig ist. Das soll helfen, Wechsel von einem Antidepressivum zu einem anderen zu vermeiden.

Die Kosten für einen solchen Test übernehmen die meisten gesetzlichen Krankenkassen derzeit nicht. 

Was sagen Fachleute?

Derzeit empfehlen Fachleute einen genetischen Test für die Erstauswahl eines Antidepressivums nicht. Dafür haben sie zwei Gründe: Einerseits liefern die vorhandenen Studien keine überzeugenden Hinweise, dass es Menschen, deren Mittel mit einem genetischen Test ausgewählt wurde, besser geht als Menschen, die diesen Test nicht bekommen haben. Andererseits können auch andere Umstände – die nichts mit den Genen zu tun haben – die Wirkung eines Antidepressivums beeinflussen.

Beispiele dafür sind andere Arzneimittel, Rauchen, Kaffee oder Grapefruitsaft. Zudem fällt es Betroffenen manchmal schwer, die Tabletten regelmäßig zu nehmen. Die Folge ist, dass zu wenig oder zu viel Wirkstoff in den Körper gelangt.

Es reicht also nicht aus, nur auf die Gene zu achten. Bei der Auswahl des Antidepressivums sind viele Umstände zu beachten.

Wie wird das Antidepressivum ausgewählt?

Welches Antidepressivum Sie nehmen, entscheiden Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Dabei ist wichtig, welche Wirkung das Medikament bei Ihnen erzielen soll: Einige Antidepressiva steigern den Antrieb, während andere beruhigen. Welches für Sie geeignet ist, hängt auch von Ihren Lebensumständen, Ihren Vorerkrankungen, den möglichen Nebenwirkungen und anderen Medikamenten ab, die Sie ebenfalls einnehmen. Zudem spielt es eine Rolle, welche Erfahrungen Sie in der Vergangenheit mit einem Antidepressivum gemacht haben.  

Wie wird die Wirksamkeit überprüft?  

Während der Behandlung soll Ihre Ärztin oder Ihr Arzt immer wieder prüfen, ob sich Ihre Beschwerden bessern. Wenn ein Antidepressivum nach mehr als etwa einem Monat nicht hilft, ist es wichtig, die Gründe zu finden. Häufige Ursachen sind zum Beispiel eine zu niedrige oder zu hohe Dosis, eine unregelmäßige Einnahme, Begleiterkrankungen oder andere Medikamente. Außerdem sollte Ihre Ärztin oder Ihr Arzt überprüfen, ob die richtige Menge des Wirkstoffs im Blut ist. Dafür wird Ihnen Blut abgenommen und im Labor untersucht. Wenn die Menge des Wirkstoffs im Blut nicht ausreicht und es keine anderen Gründe für die ausbleibende Wirkung gibt, kann ein genetischer Test in Frage kommen.

Was Fachleute empfehlen, wenn Antidepressiva nicht wirken, erfahren Sie in einer anderen Information: www.patienten-information.de/depr/absetzen

September 2022, herausgegeben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung

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