Untersuchungen bei COPD
Nachfragen und verstehen
Eine gründliche Untersuchung ist die wichtigste Voraussetzung, damit Ihr Arzt mit Ihnen gemeinsam die passende Behandlung planen kann.
Wichtig ist auch, dass Sie die Untersuchungen und deren Ergebnisse verstehen. Trauen Sie sich, Ihre Fragen zu stellen. Haben Sie auch keine Scheu nachzufragen, wenn Ihnen etwas unklar ist. Und lassen Sie sich die Ergebnisse gründlich erklären. Im Kasten "Das gute Gespräch" finden Sie Tipps, um das Gespräch in Ihrem Sinne zu gestalten.
Das gute Gespräch: |
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Manchmal ist es gar nicht so leicht, im Arztgespräch alles anzusprechen, was man wissen möchte. Im Kasten "Fragen vor einer Untersuchung" und auch in den nächsten Kapiteln finden Sie einige Anregungen für Fragen, die Sie Ihrem Ärzteteam stellen können:
Fragen vor einer Untersuchung: |
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Krankengeschichte und Lebensumstände
Zu Beginn der Untersuchung stellt Ihnen die Ärztin einige Fragen. Dabei geht es um Ihre Krankengeschichte, Lebensgewohnheiten, Arbeitsplatz, Beschwerden, Medikamente sowie vorausgegangene und bestehende Krankheiten. Im Gespräch werden zudem typische Beschwerden für eine COPD erfragt und Lungenerkrankungen Ihrer Verwandten erfasst. Diese Befragung heißt in der Fachsprache Anamnese. Sie liefert erste Hinweise auf eine COPD-Erkrankung.
Angaben zu Ihrer Krankengeschichte
Auf diese Fragen können Sie sich zu Hause vorbereiten. Auch Notizen können hilfreich sein. So stellen Sie sicher, dass Sie später im Gespräch nichts Wichtiges vergessen.
Mögliche Fragen während der Untersuchung: |
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Aktuelle Situation und Beschwerden:
Lebensstil und Verhaltensweisen:
Vorerkrankungen (auch innerhalb der Familie):
Begleiterkrankungen:
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Wenn Sie rauchen, gibt es einen speziellen Fragebogen, den Sie ausfüllen können. Dort geht es um Ihr früheres und jetziges Rauchverhalten. Mit den Informationen aus dem Fragebogen kann der Arzt Ihre Behandlung besser planen. Im Internet: www.leitlinien.de/themen/copd/weitere-dokumente.
Abbildung 4: Fragebogen zum Rauchverhalten
Angaben zu Ihren Medikamenten
Es ist sinnvoll, wenn Sie eine Liste aller Medikamente zusammenstellen, die Sie momentan anwenden oder einnehmen. Am besten nehmen Sie diese Liste zu jedem Arztbesuch und Apothekenbesuch mit. Auf die Liste gehören außerdem Arzneien, die Sie ohne Rezept gekauft haben, wie Nahrungsergänzungsmittel oder pflanzliche Mittel. Sie können auch einfach alle Packungen mitbringen.
Tipp – Medikationsplan |
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Patientinnen und Patienten, die gleichzeitig mindestens drei verordnete Medikamente einnehmen beziehungsweise anwenden, haben einen gesetzlichen Anspruch auf einen für sie verständlichen Medikationsplan. Diesen erhalten Sie von Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt. Fragen Sie danach. Weitere Informationen zum bundeseinheitlichen Medikationsplan und eine Beispielvorlage gibt es hier: www.kbv.de/html/medikationsplan.php |
Körperliche Untersuchung
Nach dem Gespräch untersucht Ihr Arzt Sie körperlich. Dabei hört er Ihr Herz und Ihre Lungen ab und guckt in Nase, Hals und Rachen. Zudem überprüft er Ihren Blutdruck und Ihr Gewicht. Er prüft auch, ob sich im Körper Flüssigkeit eingelagert hat und ob an der Haut, an Händen und Fingern Veränderungen sichtbar sind.
Untersuchungen bei Hinweisen auf COPD
Die Leitlinie empfiehlt: |
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Besteht nach Befragung und körperlicher Untersuchung der Verdacht auf eine COPD, so soll Ihre Lungenfunktion mittels einer Spirometrie gemessen werden. |
Spirometrie
Beim Messen der Lungenfunktion prüft die Ärztin, ob die Atemluft frei und ungebremst durch die Luftwege strömen kann oder ob der Atemfluss durch verengte Bronchien gestört ist. Als Untersuchungsverfahren kommt üblicherweise eine sogenannte Spirometrie zum Einsatz.
Mit einer Spirometrie lässt sich feststellen, wie gut die Lunge arbeitet. Man atmet bei dieser Untersuchung über ein Mundstück, wobei die Nase mit einer Klemme verschlossen wird. Ein Gerät erfasst das Luftvolumen, das man ein- und ausatmet, sowie die Geschwindigkeit der ausgeatmeten Luft. Mit Hilfe der Spirometrie kann man also verschiedene Werte messen. Die Ergebnisse werden in Kurven und Zahlen abgebildet. Der sogenannte FEV1-Wert gibt die Menge Luft an, die nach einer tiefen Einatmung in der ersten Sekunde kräftig und schnell ausgeatmet wird. Fachleute sprechen auch von der Einsekunden-Kapazität. Der FEV1-Wert ist leicht zu messen. Bezieht man ihn auf die forcierte Vitalkapazität FVC (maximal bewegliche Luftmenge in der Lunge), ergibt sich die relative Einsekunden-Kapazität oder der sogenannte Tiffeneau-Index. Normalerweise liegt der Tiffeneau-Index bei über 75 Prozent.
Wann liegt eine COPD vor?
Wenn dieser Wert unter 70 Prozent liegt, sprechen viele Fachleute von einer COPD. Der Haken dabei ist aber: Auch bei gesunden Menschen nimmt dieser Index im Alter ab. Wendet man diesen Wert an, um die Diagnose zu stellen, so erhalten einige ältere Menschen zu Unrecht die Diagnose COPD. Und bei einigen jüngeren Menschen wird eine COPD möglicherweise übersehen.
Deshalb soll der Arzt für die Diagnose einer COPD bevorzugt die sogenannten GLI-Werte nutzen. GLI steht für Global Lung Initiative. Die GLI-Werte berücksichtigen auch Alter und Geschlecht der Betroffenen. So wird bei jüngeren Menschen unter 55 Jahren eine COPD seltener übersehen. Und bei älteren wird seltener fälschlich eine COPD festgestellt, die eigentlich gar nicht vorliegt. Für GLI-Werte sind allerdings bestimmte technische Voraussetzungen notwendig. Sind diese nicht erfüllt, kann das Behandlungsteam auch den bisher gebräuchlichen, altersunabhängigen Tiffeneau-Index (FEV1/FVC) nutzen. Dann aber soll die Ärztin bei der Diagnose berücksichtigen, dass diese Werte unsicher sind.
Abbildung 5: Spirometrie-Untersuchung
Diese Untersuchung kann zum Beispiel eine hausärztliche Praxis durchführen. Sie dauert in der Regel nur ein paar Minuten.
Röntgen des Brustkorbs
Röntgenaufnahmen vom Brustkorb gehören ebenfalls zu den ersten Untersuchungen. Röntgen geht schnell, ist wenig aufwändig und vielerorts verfügbar. Das Ärzteteam erhält damit einen ersten Überblick, ob Veränderungen in der Lunge vorliegen. Mit den Röntgenbildern kann man andere Erkrankungen erkennen, die möglicherweise dringlich zu behandeln sind, zum Beispiel Krebs.
Beim Röntgen wird mit Hilfe von ionisierender Strahlung Körpergewebe abgebildet. Dadurch sind Veränderungen an Organen oder am Skelett gut zu erkennen. Die Untersuchung ist schmerzfrei. Sie ist mit einer geringen Strahleneinwirkung verbunden.
Weitere Untersuchungen, um die Diagnose zu bestätigen
Besteht nach den bisherigen Untersuchungen der Verdacht auf eine COPD, schließen sich weitere Tests an, um die vermutete Diagnose zu überprüfen.
Reversibilitätstest
Die Leitlinie empfiehlt: |
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Wenn die Untersuchung der Lungenfunktion verengte Atemwege nachgewiesen hat, soll man Ihnen nach Meinung der Expertengruppe einen sogenannten Reversibilitätstest anbieten. |
Dieser Test ermöglicht es, eine COPD von einem Asthma zu unterscheiden. Dafür bekommen Sie ein Medikament, das die verengten Bronchien erweitern soll. Kurze Zeit danach misst man erneut Ihre Lungenfunktion. Sorgt das Medikament dafür, dass sich die Atmung wieder völlig normalisiert, spricht das für ein Asthma. Eine COPD kann man dann ausschließen, weil hier die Verengungen nicht oder nur wenig rückgängig (reversibel) zu machen sind. Das unterscheidet eine COPD grundsätzlich von einem Asthma.
Wenn die Ergebnisse nicht eindeutig sind, ist es auch möglich, die Untersuchung mit einem anderen Medikament zu wiederholen.
Ganzkörper-Plethysmografie
Die Ganzkörper-Plethysmografie ist wie die Spirometrie ein Verfahren zum Messen der Lungenfunktion. Mit dieser Untersuchung kann man das Luftvolumen der Lunge und den Widerstand in den Atemwegen ermitteln. Dieses Verfahren kommt ergänzend zum Einsatz, wenn die Verengungen der Atemwege mit der Spirometrie nicht sicher nachweisbar waren. Es ist auch für Menschen geeignet, die nicht in der Lage sind, die Atemanweisungen bei einer Spirometrie korrekt umzusetzen.
Bei einer Ganzkörper-Plethysmografie sitzt man in einer geschlossenen Messkammer. Das ist eine luftdichte Kabine mit Wänden aus Glas. Die Person atmet ruhig durch ein Mundstück ein und aus, wobei die Nase mit einer Klemme verschlossen ist. Dies kann als anstrengend empfunden werden. Außerhalb der Messkammer zeichnet ein spezielles Gerät die Messwerte auf. Die Untersuchung findet vor allem in Facharztpraxen für Lungenerkrankungen und in lungenärztlich ausgerichteten Kliniken oder Ambulanzen statt.
Abbildung 6: Ganzkörper-Plethysmografie
Diffusionskapazität für Kohlenstoffmonoxid
Als weitere ergänzende Untersuchung kann man die sogenannte Diffusionskapazität für Kohlenstoffmonoxid (kurz: DLCO) ermitteln. Mit dieser Untersuchung erhalten die Fachleute Hinweise darauf, wie viele Lungenbläschen in etwa noch für den Gasaustausch funktionsfähig sind und wie viele überbläht und nicht mehr belüftet sind.
Sie atmen dafür ein bestimmtes Luftgemisch ein, das eine genau festgelegte Menge von Kohlenmonoxid enthält. Dann halten Sie kurz die Luft an und atmen wieder aus. Das Gas Kohlenmonoxid geht in der Lunge genauso wie Sauerstoff ins Blut über. In der ausgeatmeten Luft befindet sich entsprechend weniger Kohlenmonoxid. Dieser Anteil wird gemessen. Auf diese Weise kann man ungefähr abschätzen, wie groß die Emphysemanteile in der Lunge sind, in denen weder Kohlenmonoxid noch Sauerstoff aufgenommen wird. Die Untersuchung ist ungefährlich und dauert nur wenige Minuten.
Tabelle 4: Untersuchungen, um eine COPD zu erkennen
Patient oder Patientin mit Beschwerden |
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Hinweise auf COPD |
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Ergänzende Untersuchungen, zum Beispiel bei unklarer Spirometrie |
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Mögliche Zusatzuntersuchung: Computertomografie
Nach Meinung der Expertengruppe soll eine Computertomografie (kurz: CT) nur zum Einsatz kommen, wenn die vorherigen Untersuchungen keine Klarheit bringen konnten oder wenn eine begonnene Behandlung nicht wirkt.
Bei einer Computertomografie durchleuchten Röntgenstrahlen den Körper aus verschiedenen Richtungen. Ein Computer erzeugt aus diesen Informationen Schnittbilder der untersuchten Region. Die Untersuchung ist schmerzlos, aber mit einer Strahlenbelastung verbunden, die höher ist als bei einer normalen Röntgenaufnahme. Sie liegen dabei auf einem Untersuchungstisch, während sich ein großer Ring um Sie herumbewegt. Innerhalb weniger Sekunden entstehen so Bilder vom Körperinneren.
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COPD – dauerhaft enge Atemwege
Bei der Lungenkrankheit COPD sind die Atemwege ständig verengt. Das führt zu Atemnot oder Luftnot. Die Lungenbläschen dagegen überblähen wie kleine Ballons. Die Überblähung lässt sich nicht rückgängig machen. Die COPD ist nicht heilbar, aber behandelbar.
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COPD – Brauche ich besondere Impfungen?
Infekte der Atemwege wie Grippe oder Lungenentzündung können die Erkrankung verschlechtern. Es gibt Impfungen, die vorbeugend dagegen wirken. Fachleute empfehlen sie Menschen mit COPD. In dieser Entscheidungshilfe lesen Sie mehr darüber.
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COPD – Brauche ich Kortison?
Bei COPD gibt es wirksame Medikamente, die das Atmen erleichtern. In bestimmten Situationen kann Kortison-Spray als zusätzlicher Wirkstoff in Frage kommen. In dieser Entscheidungshilfe lesen Sie mehr darüber.
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COPD – Information für Angehörige
Hier erhalten Angehörige von Menschen mit COPD Hinweise und Tipps, wie sie Erkrankten bei der Behandlung helfen und im Alltag unterstützen können.
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COPD – Meine wichtigsten Medikamente
Wer an COPD erkrankt ist, bekommt Atemwegs-erweiternde Medikamente zum Inhalieren. Es gibt Bedarfs-Medikamente und Langzeit-Medikamente. Die Mittel können nur richtig wirken, wenn Sie sie wie ärztlich verordnet anwenden.
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COPD – Soll ich an einer Schulung teilnehmen?
In einer Patientenschulung lernen Sie, wie man Medikamente richtig inhaliert oder wie man sich im Notfall verhält. Vieles können Sie dort auch praktisch üben.
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COPD – Warum alltägliche und seelische Belastungen wichtig werden können
Angststörungen, Depressionen oder andere seelische Erkrankungen können die COPD verschlimmern. Es gibt aber gute Möglichkeiten, Ihnen zu helfen.
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COPD – Warum Bewegung wichtig ist
Regelmäßige Bewegung ist für eine gute Behandlung ebenso wichtig wie Medikamente. Sie verbessert die Atemnot und sorgt dafür, dass der Körper belastbar bleibt. Hier finden Sie verlässliche Anregungen für Ihren Alltag.
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COPD – Warum Rauchstopp wichtig ist
Rauchen ist schädlich für die Lunge. Am wichtigsten und wirksamsten ist es bei COPD, dass Sie mit dem Rauchen aufhören. Hier erfahren Sie, wo Sie Hilfe bekommen, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören wollen.
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COPD – Was tun bei unbekanntem Inhalier-Gerät?
Jedes Inhalier-Gerät ist anders anzuwenden. Den Gebrauch muss man erst lernen. Sprechen Sie daher sofort an, wenn Sie ein neues Gerät bekommen und lassen Sie sich zeigen, wie man es richtig benutzt.
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COPD – Unterschiede bei Inhalier-Geräten
Wer COPD hat, muss meist täglich inhalieren. Hierfür gibt es unterschiedliche Geräte. Lassen Sie sich erklären, welches für Sie geeignet ist und wie Sie es anwenden.
Für diese Information haben wir die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) COPD genutzt. Diese ist für Ärztinnen, Ärzte und andere medizinische Fachleute gedacht.
Hier finden Sie unsere Methodendokumente:
Spezielle Angebote für Menschen mit COPD finden Sie unter den folgenden Adressen:
Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e. V. (BAG SELBSTHILFE)
Kirchfeldstraße 149
40215 Düsseldorf
Telefon: 02 11 / 3 10 06-0
Telefax: 02 11 / 3 10 06-48
E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de
Internet: www.bag-selbsthilfe.de
Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen
e. V. (DAG SHG)
Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon 0 30 / 893 40 14
E-Mail: verwaltung@dag-shg.de
Internet: www.dag-shg.de
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband –
Gesamtverband e. V.
Oranienburger Straße 13-14
10178 Berlin
Telefon: 0 30 / 2 46 36-0
Telefax: 0 30 / 2 46 36-1 10
E-Mail: info@paritaet.org
Internet: www.paritaet.org | www.der-paritaetische.de
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon: 0 30 / 31 01 89 60
Telefax: 0 30 / 31 01 89 70
E-Mail: selbsthilfe@nakos.de
Internet: www.nakos.de
Sie können sich auch an diese Organisationen wenden:
Deutsche Atemwegsliga e. V.
Telefon: 0 52 52 / 93 36 15
E-Mail: kontakt@atemwegsliga.de
Internet: www.atemwegsliga.de
Deutsche Lungenstiftung e. V.
Telefon: 0 5 11 / 21 55 110
E-Mail: info@lungenstiftung.de
Internet: www.lungenstiftung.de
Lungeninformationsdienst
E-Mail: lungeninformationsdienst@helmholtz-muenchen.de
Internet: www.lungeninformationsdienst.de
Lungensport AG in Deutschland e. V.
Telefon: 0 52 52 / 93 70 603
E-Mail: lungensport@atemwegsliga.de
Internet: www.lungensport.org
Patientenliga Atemwegserkrankungen e. V.
E-Mail: info@pat-liga.de
Internet: www.pat-liga.de
Deutsche Sauerstoff- und BeatmungsLiga LOT e. V.
E-Mail: info@sauerstoffliga.de
Internet: www.sauerstoffliga.de
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