Was diese Information bietet
Kreuzschmerzen gehören in Deutschland zu den häufigsten Schmerzen überhaupt. Sie sind nicht nur Anlass für wiederkehrende Arztbesuche, sondern auch seit Jahren der Hauptgrund für Arbeitsunfähigkeit und medizinische Rehabilitationsmaßnahmen.
Diese Patientenleitlinie richtet sich an Menschen mit Kreuzschmerzen, bei denen man keinen Hinweis dafür hat, dass den Kreuzschmerzen eine Ursache zugrunde liegt, die besondere Maßnahmen erfordert. Fachleute sprechen von "nicht-spezifischem Kreuzschmerz".
Hinweis |
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"Nicht-spezifisch" heißt: Es gibt keine Hinweise auf eine gefährliche Ursache der Kreuzschmerzen, die besondere Maßnahmen erfordert. Von "spezifischen" Kreuzschmerzen spricht man dagegen, wenn sich eine Ursache für die Schmerzen feststellen lässt. In vielen Fällen sind Kreuzschmerzen harmlos und gehen von alleine wieder weg. In diesen Fällen ist es nicht nötig, nach einer Ursache zu suchen. Zudem lassen sich durch aufwendige Untersuchungen zwar manchmal Veränderungen an der Wirbelsäule feststellen. Aber es ist unklar, ob diese Veränderungen wirklich die Ursache für die Kreuzschmerzen sind. Studien lassen vermuten, dass diese Auffälligkeiten häufig nicht der Grund für die Beschwerden sind. |
Sie finden in dieser Patientenleitlinie wissenschaftlich gesicherte Informationen darüber, wie Kreuzschmerzen festgestellt und behandelt werden können. Das Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt kann die Patientenleitlinie nicht ersetzen. Sie liefert Ihnen aber den Informationshintergrund für eine gemeinsame Entscheidungsfindung.
Wir möchten Sie mit dieser Patientenleitlinie: |
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Wichtig: Wurde bei Ihnen bereits eine eindeutige Ursache für Ihre Beschwerden festgestellt, hilft Ihnen diese Patientenleitlinie nur bedingt weiter. Dazu gehören unter anderem Entzündungen oder ein Knochenbruch (mehr dazu im Kapitel "Warnhinweise"). Die Empfehlungen dieser Patientenleitlinie beziehen sich auf nicht-spezifische Kreuzschmerzen. Ebenso sind Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich nicht Bestandteil dieser Broschüre.
Die Patientenleitlinie ist ein ausführlicher Ratgeber. Kurze und leicht verständliche Informationsblätter zum Thema finden Sie unten unter "Kurz informiert" sowie "Antworten auf Ihre Fragen beim Arztbesuch".
Warum Sie sich auf die Informationen dieser Patientenleitlinie verlassen können
Grundlage für diese Patientenleitlinie ist die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) "Nicht-spezifischer Kreuzschmerz, 2. Auflage", die 2017 veröffentlicht wurde. Diese Leitlinie genügt den höchsten Ansprüchen, die in Deutschland gelten. Da sie für Fachleute geschrieben wurde, ist sie nicht für jeden verständlich. In dieser Patientenleitlinie übersetzen wir die Empfehlungen in eine allgemein verständliche Form. Die vorliegende Patientenleitlinie orientiert sich sehr eng an der Leitlinie, gibt diese aber nicht in voller Ausführlichkeit und im Original-Wortlaut wieder. Einige Personen aus der Autorengruppe der Leitlinie waren beratend an dieser Patientenleitlinie beteiligt: siehe "Impressum".
Die Quellen und Studien, auf denen die Aussagen dieser Broschüre beruhen, sind in der Nationalen VersorgungsLeitlinie nachzulesen.
Die Leitlinie für Fachleute ist im Internet frei zugänglich:
www.kreuzschmerz.versorgungsleitlinien.de.
Der Leitlinienreport ist unter "Methodik" abrufbar.
Eine Leitlinie |
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... ist eine Orientierungs- und Entscheidungshilfe für Ärztinnen und Ärzte sowie andere an der Behandlung von Menschen mit Kreuzschmerzen beteiligten Berufsgruppen (zum Beispiel Psychotherapeuten oder Physiotherapeutinnen). Sie wird von einer Expertengruppe im Auftrag einer oder mehrerer medizinischer Fachgesellschaften erstellt. Bei der Leitlinie zum Thema Kreuzschmerz waren Personen verschiedener Fachrichtungen beteiligt: zum Beispiel aus den Bereichen der Allgemeinmedizin, der Orthopädie und der Unfallchirurgie, der Radiologie, der Chirurgie, der Schmerzmedizin, der Physiotherapie und der Selbsthilfe: siehe Kapitel "Organisationen und medizinische Fachgesellschaften". Die Handlungsempfehlungen stützen sich auf das beste derzeit verfügbare medizinische Wissen. Dennoch ist eine Leitlinie keine Zwangsvorgabe. Jeder Mensch hat seine eigene Krankengeschichte und eigene Wünsche. In begründeten Fällen kann und muss der Arzt oder die Ärztin von den Empfehlungen der Leitlinie abweichen. Denn nicht alle Menschen reagieren in gleicher Weise auf Therapien und Medikamente. |
Eine Wissenschaft für sich – die Empfehlungen einer Leitlinie
Die Empfehlungen einer Leitlinie beruhen soweit wie möglich auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Manche dieser Erkenntnisse sind eindeutig und durch aussagekräftige Studien abgesichert. Andere wurden in Studien beobachtet, die keine sehr zuverlässigen Ergebnisse liefern. Manchmal gibt es in unterschiedlichen Studien auch widersprüchliche Ergebnisse.
Alle Daten werden deshalb einer kritischen Wertung durch eine Expertengruppe unterzogen. Dabei geht es auch um die Frage: Wie bedeutsam ist ein Ergebnis aus Sicht der Betroffenen? Das Resultat dieser gemeinsamen Abwägung spiegelt sich in den Empfehlungen der Leitlinie wider: Je nach Datenlage und Einschätzung der Leitliniengruppe gibt es unterschiedlich starke Empfehlungen. Das wird auch in der Sprache ausgedrückt:
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"soll" (starke Empfehlung): Nutzen und/oder Risiko sind eindeutig belegt und sehr bedeutsam, die Ergebnisse stammen eher aus sehr gut durchgeführten Studien;
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"sollte" (Empfehlung): Nutzen und/oder Risiko sind belegt und bedeutsam, die Ergebnisse stammen eher aus gut durchgeführten Studien;
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"kann" (offene Empfehlung): Die Ergebnisse stammen entweder aus weniger hochwertigen Studien, oder die Ergebnisse aus zuverlässigen Studien sind nicht eindeutig, oder der belegte Nutzen ist nicht sehr bedeutsam.
Manche Fragen sind für die Versorgung wichtig, wurden aber nicht in Studien untersucht. In solchen Fällen können die Expertinnen und Experten aufgrund ihrer eigenen Erfahrung gemeinsam ein bestimmtes Vorgehen empfehlen, das sich in der Praxis als hilfreich erwiesen hat. Das nennt man einen Expertenkonsens.
Bei der Umsetzung der ärztlichen Leitlinie haben wir diese Wortwahl beibehalten. Wenn Sie hier also lesen, Ihr Arzt soll, sollte oder kann so oder so vorgehen, dann geben wir damit genau den Empfehlungsgrad der Leitlinie wieder. Beruht die Empfehlung nicht auf Studiendaten, sondern auf Expertenmeinung, schreiben wir: "nach Meinung der Expertengruppe …".
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Für diese Information haben wir die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Kreuzschmerz genutzt. Diese ist für Ärztinnen, Ärzte und andere medizinische Fachleute gedacht.
Hier finden Sie unsere Methodendokumente:
Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe finden Sie am besten über die örtlichen Selbsthilfekontaktstellen, die es überall in Deutschland gibt. Deren Adresse erhalten Sie bei NAKOS:
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon: 030 31018960
Fax: 030 31018970
E-Mail: selbsthilfe@nakos.de
Internet: www.nakos.de
Ein weiterer Anlaufpunkt ist die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG-S). Sie ist die Dachorganisation von über 100 Organisationen behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen. Sie vertritt die Interessen der Betroffenen und setzt sich für ihre Belange ein.
Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e. V. (BAG SELBSTHILFE e. V.)
Kirchfeldstraße 149
40215 Düsseldorf
Telefon: 0211 31006-0
Telefax: 0211 31006-48
E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de
Internet: www.bag-selbsthilfe.de
Weitere Anlaufstellen und Informationsquellen
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Alle Informationen rund um die Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz finden Sie unter www.leitlinien.de/nvl/kreuzschmerz
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Ausführliche und kurze sowie fremdsprachige Informationen zu Kreuzschmerzen finden Sie unter www.patienten-information.de, einer Website des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ).
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Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bietet ebenfalls unabhängige Informationen zu Kreuzschmerz: www.gesundheitsinformation.de.
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Bei Fragen können Sie sich auch an die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) wenden. In Beratungsstellen vor Ort und über ein Beratungstelefon werden Sie beraten. Bundesweites kostenloses Beratungstelefon: 0800 0117722. Im Internet unter: www.unabhaengige-patientenberatung.de.
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Wenn Sie selbst oder Angehörige an Morbus Bechterew oder an einer verwandten entzündlichen Wirbelsäulenerkrankung leiden, kann die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e. V. für Sie eine hilfreiche Anlaufstelle und ein Netzwerk zur Selbsthilfe sein. Alle Informationen finden Sie unter:
www.bechterew.de. -
Falls Sie noch keine Hausarztpraxis haben oder sich vielleicht eine neue suchen möchten: Über die bundesweite Arztsuche der Kassenärztlichen Bundesvereinigung finden Sie eine Ärztin oder einen Arzt in Ihrer Nähe unter: www.kbv.de/arztsuche/11014.html.
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