Verhaltensänderungen: Was ist eine gesunde Lebensweise?
Bei jeder Behandlung einer KHK ist eine gesunde Lebensweise wichtig. Dazu gehören: nicht rauchen, sich bewegen, möglichst ausgewogen ernähren und Gewicht halten, also nicht zunehmen. Wenn Sie diese Hinweise beachten, können Sie dazu beitragen, dass die Bildung von Ablagerungen (Plaques) in den Herzkranzarterien langsamer fortschreitet und schwere Folgeschäden seltener eintreten.
Bewegung fördern
Viele Studien haben gezeigt, dass Sport und Bewegung den Krankheitsverlauf verbessern können. Sie wirken sich günstig auf den Blutdruck, die Blutfette, das Körpergewicht und den Blutzucker aus. Schon mit leichter regelmäßiger Bewegung können Sie Ihr Herzinfarkt-Risiko senken, zum Beispiel, wenn Sie jeden Tag etwa 30 Minuten spazieren gehen. Steigern Sie Ihre körperliche Aktivität auch im Alltag, zum Beispiel können Sie Treppen statt Aufzüge nutzen, im Garten arbeiten und kürzere Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen.
Die Studien zeigen auch, dass Sport und Bewegung einen positiven Einfluss auf das gesamte Wohlbefinden und die Selbstständigkeit haben. Durch eine bessere körperliche Fitness lassen sich auch häusliche und berufliche Arbeiten leichter bewältigen. Das Vertrauen in den eigenen Körper steigt wieder, und die Abwehrkräfte werden gestärkt.
Mit Sport und Bewegung können Sie:
-
die allgemeine Fitness verbessern;
-
das Herz-Kreislauf-System verbessern;
-
die Merk- und Gedächtnisfähigkeit verbessern;
-
die Balance von Körper, Geist und Seele wahrnehmen;
-
die Lebensqualität steigern und noch vieles mehr.
Doch bei körperlicher Belastung und KHK können auch Beschwerden auftreten. Deshalb ist es wichtig, dass das Training an Ihre Kräfte angepasst ist. Bevor Sie damit beginnen, sollte Ihr Arzt prüfen, wie stark Sie körperlich belastbar sind, zum Beispiel auf einem Fahrrad-Ergometer oder Laufband (Belastungs-EKG). Gemeinsam können Sie dann absprechen, wie intensiv die körperliche Aktivität sein sollte und in welchen Schritten Sie das Training steigern können.
Wenn aus ärztlicher Sicht nichts dagegen spricht, sind mindestens 2 Stunden Ausdauertraining die Woche empfehlenswert. Es ist gut, das Training auf mehrere Tage und kürzere Einheiten zu verteilen. Suchen Sie sich eine Sportart, die Ihnen Spaß macht. Geeignet sind zum Beispiel Radfahren, Schwimmen und Nordic Walking. Auch Ballspiele, Tanzen, Aerobic oder Gymnastik halten Sie fit. Wichtig ist, dass Sie beim Sport keine Beschwerden verspüren, aber sich etwas angestrengt fühlen. Leichtes Schwitzen ist auch ein gutes Zeichen. Die Atmung sollte etwas schneller sein als normal, doch Sie sollten sich noch in ganzen Sätzen unterhalten können. Für einige Menschen kommt nach ärztlicher Rücksprache auch ein intensiveres Training oder Krafttraining in Frage.
Sie können auch Freunde oder Bekannte fragen, ob sie mitmachen möchten. Oder Sie schließen sich einer Sportgruppe an. Gemeinsam ist vieles leichter.
Bei festgestellter KHK kann für einen begrenzten Zeitraum auch Rehabilitationssport verordnet werden.
Ernährung umstellen
Nach Meinung der Expertengruppe sollten Sie sich kaloriengerecht ernähren, viel Obst (etwa 200 Gramm, 2 bis 3 Portionen täglich) und Gemüse (etwa 200 Gramm, 2 bis 3 Portionen täglich) essen sowie Lebensmittel, die wenig gesättigte Fette enthalten und die reich an Ballaststoffen sind, zum Beispiel Vollkorngetreideprodukte und Hülsenfrüchte. Obst und Gemüse sind auch reich an Kalium, welches sich günstig auf den Blutdruck und wahrscheinlich auch auf weitere Risikofaktoren der KHK auswirkt.
Fettreiche Speisen sollten Sie eher selten und nur in kleinen Mengen verzehren, zum Beispiel fettes Fleisch, frittierte Lebensmittel, fette Fertigprodukte, Sahne, fette Süß- und Backwaren. Fachleute empfehlen, dass der Anteil gesättigter Fette weniger als 10 Prozent der gesamten Energieaufnahme eines Tages ausmachen sollte. Es ist gesünder, gesättigte durch ungesättigte Fette zu ersetzen. Bevorzugen Sie daher pflanzliche Fette und Öle, zum Beispiel Raps- oder Olivenöl.
Zu einer gesunden Ernährung gehört auch eine Handvoll ungesalzener Nüsse pro Tag. Studien weisen darauf hin, dass der Verzehr von Nüssen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermindern kann. Zudem empfehlen Fachleute, möglichst zweimal pro Woche Fisch zu verzehren; davon eine Mahlzeit mit fettreichem Fisch – etwa Makrele, Hering oder Lachs. Der hohe Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in Fisch wirkt sich positiv auf Herz und Gefäße aus. Die Expertengruppe rät dazu, die Salzaufnahme auf weniger als 5 Gramm pro Tag zu begrenzen.
Zuckerhaltige Getränke wie Fruchtsäfte oder Limonaden sollten Sie möglichst komplett meiden. Auch ungesüßte Fruchtsäfte enthalten viel Fruchtzucker. Mineralwasser und ungesüßte Tees können Sie reichlich trinken.
Alkohol in Maßen
Trinken Sie am besten nur wenig Alkohol – nicht mehr als ein bis zwei kleine Gläser pro Tag. Dies ist natürlich abhängig vom jeweiligen Alkoholgehalt des Getränks und auch vom Geschlecht: Als Höchstmenge gelten 10 Gramm reiner Alkohol pro Tag für Frauen und 20 Gramm für Männer. Das entspricht 1 Glas Wein à 0,1 Liter für Frauen und 0,2 Liter für Männer. In diesen geringen Mengen ist Alkohol nicht schädlich für das Herz. Aber: Es gibt keinen Grund, wegen der KHK mit dem Rotweintrinken anzufangen. Bedenken Sie auch, dass Alkohol viele Kalorien enthält.
Die Expertengruppe empfiehlt Ihnen, mit Ihrem Arzt zu besprechen, ob die Alkoholmenge, die Sie gewöhnlich trinken, für Sie verträglich ist.
Gewicht halten
Genießen Sie gesunde Speisen und essen Sie abwechslungsreich und kaloriengerecht. Wenn Sie normal- oder übergewichtig sind, sollten Sie nicht weiter zunehmen.
Wenn Sie stark übergewichtig sind (siehe Wörterbuch: "Body-Mass-Index (BMI)"): Es kann sich günstig auf Ihren Blutdruck, Ihren Blutzucker und Ihre Blutfette auswirken, wenn Sie abnehmen. Auch die Fettverteilung am Bauch spielt eine Rolle. Die Leitlinie sieht den Nutzen einer Gewichtsabnahme nicht als belegt an. Daher spricht die Expertengruppe hierzu keine Empfehlung aus. Ausdrücklich empfohlen wird aber auch übergewichtigen Menschen körperliches Training.
Ihre Ärztin erfasst regelmäßig Ihr Körpergewicht und ermutigt Sie gegebenenfalls zu mehr körperlicher Aktivität und kaloriengerechter, gesunder Ernährung. Vielleicht bietet Sie Ihnen auch an, an einem besonderen Verhaltensprogramm teilzunehmen.
Einen kompakten Überblick erhalten Sie auch in dem Patientenblatt "Warum Ernährung und Bewegung wichtig sind": www.patienten-information.de/patientenblaetter/khk-ernaehrung-bewegung.
Rauchen aufgeben
Rauchen schadet den Gefäßen. Wer bei bestehender KHK weiter raucht, erhöht dadurch sein Risiko für einen Herzinfarkt oder einen vorzeitigen Tod. Das heißt: Rauchen wirkt den Zielen der Behandlung entgegen. Eine Auswertung vieler Studien zeigt zuverlässig: Mit dem Rauchen aufzuhören ist der wirksamste Schutz vor den Folgen der KHK. Die Ergebnisse lassen sich ganz grob so darstellen: Von 100 Rauchern mit KHK haben nach 5 Jahren etwa 14 einen Herzinfarkt im Vergleich zu 10 Nichtrauchern. Und etwa 27 von 100 Rauchern sind nach 5 Jahren gestorben im Vergleich zu 17 Nichtrauchern. Zusammengefasst: Der Rauchstopp hat also 4 von 100 Betroffenen vor einem Herzinfarkt bewahrt und 10 von 100 vor einem vorzeitigen Tod.
Ihr Arzt soll Ihnen deshalb raten, komplett auf Tabak zu verzichten und auch jedes Passivrauchen zu vermeiden. Lassen Sie sich hierbei von ihm unterstützen. Es gibt verschiedene Angebote zur Tabakentwöhnung wie persönliche oder telefonische Beratungen. Eine Anlaufstelle kann die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sein: www.rauchfrei-info.de und Telefon 0800 8313131. Bei Bedarf kann Ihnen die Ärztin auch eine verhaltenstherapeutische Einzel- oder Gruppenbehandlung oder bestimmte Medikamente anbieten.
Lesen Sie auch das Patientenblatt "Warum Rauchstopp hilft": www.patienten-information.de/patientenblaetter/khk-rauchen
Stress bewältigen
Um Stress abzubauen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das können Sport und körperliche Bewegung sein, aber auch das Lesen eines Buches oder ein Treffen mit Freunden und Bekannten. Probieren Sie aus, wo und wie Sie sich am besten erholen können.
Außerdem können Sie spezielle Verfahren lernen, die Ihnen helfen zu entspannen. Zu den bekanntesten zählen Autogenes Training, Yoga oder die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen (kurz: PMR).
Die Krankenkassen oder Volkshochschulen bieten unterschiedliche Kurse zur Stressbewältigung an. Wenn Sie möchten, können Sie sich diese Techniken auch selbst beibringen, mithilfe digitaler Medien.
Scheuen Sie sich nicht, Ihre psychischen Belastungen mit Ihrem Arzt zu besprechen. Sollten die genannten Möglichkeiten zur Stressbewältigung nicht ausreichend sein, kann Ihnen eine Psychotherapie weiterhelfen. Dies gilt vor allem, wenn bei Ihnen eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung vorliegt, zum Beispiel eine Depression oder eine Angsterkrankung.
Lebensstil – eine persönliche Sache … |
---|
Die meisten Menschen wissen theoretisch, dass ein ausgewogener Lebensstil gesund halten kann. Aber einen noch nicht ausgewogenen Lebensstil zu ändern, fällt nicht jedem leicht. Menschen sind unterschiedlich veranlagt. Nicht jeder ist konsequent, nicht jeder erreicht die selbst oder von der Ärztin gesteckten Ziele. Manche Menschen leiden darunter, dass sie es trotz vieler Versuche nicht schaffen, abzunehmen, sich mehr zu bewegen, oder weniger zu trinken. Und sie fühlen sich von anderen deshalb herabgesetzt und nicht respektiert. Das kann zu einer seelischen Belastung werden. Doch das ist nicht Ziel von Empfehlungen zum Lebensstil. Wie bei allen medizinischen Empfehlungen gilt auch bei der Vorbeugung: Wie Sie sich letztlich entscheiden, hängt auch von Ihrer persönlichen Situation, Ihren Lebensumständen und Wertvorstellungen ab. |
-
KHK – wenn sich die Herzgefäße verengen
Eine koronare Herzkrankheit (kurz: KHK) ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Bei ihr sind die Gefäße verengt, die das Herz mit Blut versorgen. Das führt zu Brustschmerzen (Angina pectoris), Engegefühl und Luftnot. Mit einer passenden Behandlung können Sie gut mit einer KHK leben.
-
KHK – Was Sie oder Ihre Angehörigen im Notfall tun können
Eine koronare Herzkrankheit (kurz: KHK) kann bedrohliche Folgen haben, etwa einen Herzinfarkt. Hier erfahren Sie, woran Sie einen Notfall erkennen und wie Sie bei plötzlichen Brustschmerzen, Brustenge und Atemnot am besten reagieren können, zum Beispiel Ihr Nitro-Spray einnehmen. Auch weitere Maßnahmen zur Ersten Hilfe, eine Herzdruckmassage (Reanimation) und ein Defibrillator werden erklärt.
-
KHK – Ernährung und Bewegung sind wichtig
Ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind für eine gute Behandlung der KHK ebenso wichtig wie Medikamente. Dieses Infoblatt gibt Ihnen wissenschaftlich belegte Anregungen für Ihren Alltag mit KHK.
-
KHK – Langzeitbehandlung mit Statinen
Bei der KHK sind die Gefäße verengt, die das Herz versorgen. Statine senken die Blutfette und schützen dadurch die Gefäßwände, auch die vom Herzen. Dadurch können sie bei der KHK Krankheitsfolgen wie Herzinfarkte verhindern. Erklärt finden Sie das in dieser Entscheidungshilfe.
-
KHK – Mögliche Untersuchungen bei Verdacht
Ärztliche Befragung und Untersuchung werden bei Verdacht auf KHK empfohlen. Welche Untersuchungen noch hinzukommen können, erläutert dieses Patientenblatt.
-
KHK – Warum Rauchstopp hilft
Warum Rauchen so schädlich bei KHK ist und wo Sie Hilfe bekommen können, wenn Sie mit Rauchen aufhören wollen, erläutert dieses Infoblatt.
-
KHK – Gemeinsam entscheiden
Eine KHK ist eine dauerhafte Erkrankung. Im Verlauf sind immer wieder wichtige Entscheidungen zu treffen, welche Behandlung für Sie die geeignete ist. Lassen Sie sich hierbei gut von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt unterstützen.
-
KHK – Stents einsetzen bei einer Herzkatheter-Untersuchung?
Nutzen Sie diese Entscheidungshilfe vor der geplanten Untersuchung, um gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu entscheiden, ob Stents eingesetzt werden oder zunächst ausschließlich mit Medikamenten behandelt werden soll.
-
KHK – Verengte Herzkranzgefäße: Stent oder Bypass?
Bei Ihnen sollen verengte Herzkranzgefäße mithilfe von Stents offengehalten oder operativ "überbrückt" (Bypass) sollen. Nutzen Sie diese Entscheidungshilfe, um gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu entscheiden, welcher Eingriff für Sie der passende ist.
-
KHK – Brauche ich eine Herzkatheter-Untersuchung?
Die Untersuchung ist in bestimmten Fällen wichtig, um die weitere Behandlung zu planen. Sie ist aber nicht immer notwendig. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten in dieser Entscheidungshilfe vor. So können Sie absehen, ob die Untersuchung in Ihrer Situation Nutzen bringt.
- Für diese Information haben wir die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Chronische KHK genutzt. Diese ist für Ärztinnen, Ärzte und andere medizinische Fachleute gedacht.
Hier finden Sie unsere Methodendokumente:
Spezielle Angebote für Menschen mit chronischer KHK finden Sie unter den folgenden Adressen:
Deutsche Herzstiftung e. V.
E-Mail: info@herzstiftung.de
Internet: www.herzstiftung.de/selbsthilfegruppen.html
Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V.
Unter dieser Adresse erfahren Sie, welche Herzgruppen es in Ihrem Bundesland gibt:
E-Mail: info@dgpr.de
Internet: www.dgpr.de
Stiftung "Der herzkranke Diabetiker"
Stiftung in der Deutschen Diabetes-Stiftung
E-Mail: info@der-herzkranke-diabetiker.de
Internet: www.stiftung-dhd.de
Wo sich eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe befindet, können Sie auch bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) erfragen:
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon: 030 31018960
Fax: 030 31018970
E-Mail: selbsthilfe@nakos.de
Internet: www.nakos.de
Hinweise und Kommentare
Sie haben Hinweise und Kommentare zu unserem Internetangebot?