Behandlung mit Medikamenten
Verschiedene Arzneimittel können den Blutdruck senken und so wirksam vor Folgekrankheiten schützen, etwa vor Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Welche Medikamente empfehlen Fachleute bei Bluthochdruck?
Medikamente der ersten Wahl
Für vier Medikamenten-Gruppen gibt es verlässliche Studiendaten und langjährige Erfahrungen. Sie sind ähnlich wirksam bei hohem Blutdruck. Diese Arzneimittel gehören in Deutschland zu den am häufigsten verordneten Blutdrucksenkern und sind allgemein gut verträglich. Daher kommen sie als Medikamente der ersten Wahl zum Einsatz:
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ACE-Hemmer: Sie beeinflussen Hormone im Körper, die den Blutdruck steuern. Sie sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße etwas weiten und der Blutdruck sinkt.
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Angiotensin-Rezeptor-Blocker (Sartane): Sie wirken ähnlich wie ACE-Hemmer.
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Kalziumkanal-Blocker: Sie hemmen den Einstrom von Kalzium in die Zellen, wodurch sich die Blutgefäße erweitern.
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Thiazid-artige Diuretika/Thiazide: Diese Medikamente wirken hauptsächlich an der Niere und sorgen dafür, dass man mehr Salze und somit auch Wasser ausscheidet. Umgangssprachlich sind sie als "Wassertabletten" bekannt.
Nach Einschätzung der Leitliniengruppe sollen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt entscheiden, welches Medikament für Sie am besten geeignet ist. Das hängt vor allem davon ab, wie gut Sie es vertragen. Auch Ihre körperliche Verfassung wird dabei berücksichtigt.
Welchen blutdrucksenkenden Wirkstoff Sie erhalten, hängt auch von Ihren Begleiterkrankungen ab. Je nach Schwere des Bluthochdrucks kommen die Medikamente einzeln oder kombiniert zum Einsatz (siehe folgende Tabelle).
Tabelle 3: Bevorzugt empfohlene Medikamente gegen Bluthochdruck
Blutdrucksenkende |
Mögliche Nebenwirkungen |
Besonderheiten |
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Medikamente der ersten Wahl | ||
ACE-Hemmer |
Schwäche- und Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Störungen der Nierenfunktion, Allergie-ähnliche Reaktion (Gesicht, Lippen oder Zunge schwellen an, Fachbegriff: Angioödem), erhöhte Kaliumwerte im Blut (Hinweise können Kribbeln in Händen und Füßen, pelziges Gefühl der Zunge, Muskelschwäche oder Durchfall sein) |
Regelmäßige Kontrollen der Nierenwerte und der Mineralstoffe im Blut sind nötig. ACE-Hemmer verursachen bei etwa 5 von 100 Menschen trockenen Reizhusten. Dann kann man auf ein Sartan umsteigen. ACE-Hemmer dürfen nicht mit Sartanen kombiniert werden. Ausführliche Infos: siehe ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Blocker (Sartane). |
Kalziumkanal- |
Wassereinlagerungen in den Knöcheln (Ödeme), Kopfschmerzen, verlangsamter Herzschlag, Hitzewallungen, Hautrötung (Flush), Magen-Darm-Beschwerden, Muskel- und Gelenkschmerzen |
Beeinflussen nicht die Blutzuckerwerte. Ausführliche Infos: siehe Kalziumkanal-Blocker. |
Thiazid-artige Diuretika/Thiazide |
Störungen im Wasser- und Salzhaushalt des Körpers (zu wenig Kalium und Natrium im Blut, Hinweise können sein: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Verwirrtheit), häufigere Toilettengänge durch vermehrte Harnausscheidung, erhöhte Blutzuckerwerte, erhöhte Blutfettwerte, vermutlich erhöhtes Risiko für weißen Hautkrebs |
Machen die Haut empfindlich für UV-Strahlen. Besonderer Schutz vor Sonnenlicht ist ratsam. Ebenso wie regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der Hautarztpraxis. Ausführliche Infos: siehe Diuretika. |
Manchmal lässt sich der Blutdruck nicht mit dem ersten Medikament ausreichend senken. Nach Erfahrung der Leitliniengruppe sollte dann zunächst ein zweiter Wirkstoff hinzukommen statt die Dosis des ersten Wirkstoffs auf die Maximaldosis zu erhöhen. Ab einem systolischen Blutdruck von 160 mmHg (entspricht Schweregrad 2) empfiehlt die Leitliniengruppe bevorzugt eine Kombination mehrerer Medikamenten-Gruppen, weil die blutdrucksenkende Wirkung dann erfahrungsgemäß etwas stärker ist. Dies gilt auch für Betroffene mit einem systolischen Blutdruck von mehr als 140 mmHg (entspricht Schweregrad 1), die zusätzlich ein hohes Risiko für Gefäßschäden haben.
Die Wirkungen von zwei Medikamenten-Gruppen können sich ergänzen. Zudem sind zwei Wirkstoffe in niedriger Dosis meist gut verträglich. Wer mehrere Medikamente gegen Bluthochdruck bekommt, dem sollte die Ärztin nach Möglichkeit eine sogenannte Fixkombination anbieten. Darunter versteht man eine Tablette, die mehrere Wirkstoffe zugleich enthält. Die Fachleute sehen einen Vorteil darin, dass man nur eine einzelne Tablette nehmen muss. Dann besteht keine Gefahr, durcheinander zu kommen, einen Wirkstoff zu vergessen oder wegzulassen. Dadurch wird eine verbesserte Blutdruckkontrolle erreicht.
Weitere Medikamente für ausgewählte Patientengruppen
Bei der Wirkstoffwahl spielen auch Ihre Begleiterkrankungen eine Rolle. Das können zum Beispiel koronare Herzkrankheit, Herzschwäche, Schlaganfall, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder eine Nierenkrankheit sein. Dann kommen teils auch weitere Medikamenten-Gruppen in Frage, etwa Beta-Blocker bei Herzerkrankungen (siehe Tabelle 4: Medikamente für ausgewählte Patientengruppen und Tabelle 5: Welche Behandlung für wen?).
Einige dieser Medikamenten-Gruppen können die Medikamente der ersten Wahl auch ersetzen, wenn Sie diese nicht vertragen, etwa aufgrund von Nebenwirkungen. Ebenfalls möglich ist ein zusätzlicher Einsatz der Arzneimittel aus Tabelle 4, wenn die Medikamente der ersten Wahl (Tabelle 3) nicht ausreichend helfen.
Tabelle 4: Medikamente für ausgewählte Patientengruppen
Blutdrucksenkende |
Mögliche Nebenwirkungen |
Besonderheiten |
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Weitere Medikamenten-Gruppen in alphabetischer Reihenfolge (Einsatz abhängig von Begleiterkrankungen) | ||
Aldosteron- |
Hyperkaliämie (zu viel Kalium im Blut), die Nierenfunktion kann sich verschlechtern, Erbrechen, Durchfall, bei Männern kann sich die Brustdrüse schmerzhaft vergrößern, bei Frauen kann die Brust spannen |
Kommen zum Einsatz, wenn die bisherige Behandlung nicht wirkt. Einsatz auch, wenn die Nebenniere zu viel vom Hormon Aldosteron bildet. Ausführliche Infos finden Sie hier. |
Alpha-Blocker |
Niedriger Blutdruck: beim Aufrichten oder Aufstehen kann der Blutdruck so niedrig sein, dass es zu Schwindel oder Ohnmacht kommt, erhöhte Sturzgefahr, Kopfschmerzen, Müdigkeit |
Kommen zum Einsatz, wenn die bisherige Behandlung nicht wirkt. Einsatz auch, wenn die Nebenniere zu viele Stresshormone bildet, etwa wegen eines Tumors. Einsatz auch möglich bei Männern mit gutartiger Prostatavergrößerung. Für Menschen mit Herzschwäche oder koronarer Herzkrankheit weniger gut. Für ältere Menschen wegen erhöhter Sturzgefahr eher ungeeignet. |
Beta-Blocker |
erhöhte Blutzuckerwerte, erhöhte Blutfette, erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus, Schlafstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, verlangsamter Herzschlag, kalte oder kribbelnde Hände und Füße, Nachlassen des sexuellen Verlangens, Erektionsstörungen |
Bei Herzerkrankungen wie KHK, Herzinfarkt und Herzschwäche Mittel der ersten Wahl. Beugen möglicherweise weniger gut Schlaganfälle vor als ACE-Hemmer und Sartane. Gut zu wissen: Beta-Blocker befinden sich auf der Dopingliste. Ausführliche Infos finden Sie hier. Einsatz auch, wenn die bisherige Behandlung nicht wirkt. Für Menschen mit Asthma ungeeignet. |
Kaliumsparende Diuretika |
erhöhte Kaliumwerte im Blut (Hyperkaliämie), Durchfall, Übelkeit, Erbrechen |
Einsatz vor allem, um den Kaliumverlust der anderen Diuretika auszugleichen. Kommen als zweite Wahl oder zusätzlich zu Aldosteron-Antagonisten in Frage, wenn die Nebenniere zu viel vom Hormon Aldosteron bildet. Ausführliche Infos finden Sie hier. |
Renin-Hemmer |
erhöhte Kaliumwerte im Blut (Hyperkaliämie), Durchfall, Übelkeit, Erbrechen |
Senken den Blutdruck ähnlich gut wie ACE-Hemmer oder Sartane; sind aber teurer. Dürfen nicht mit ACE-Hemmern oder Sartanen kombiniert werden. Menschen mit Diabetes mellitus oder einer schweren Nierenstörung dürfen keinen Renin-Hemmer nehmen. Für Menschen mit Diabetes, die Renin-Hemmer nehmen, zeigte sich in Studien eine erhöhte Sterblichkeit. |
Schleifen-Diuretika |
Störungen im Wasser- und Salzhaushalt des Körpers (zu wenig Kalium im Blut, Hinweise können sein: Herz-Rhythmus-Störung, Zittern, Krämpfe), Schwäche, Schwindel, Austrocknung, Hörschäden |
Senken den Blutdruck nur geringfügig. Einsatz vor allem bei fortgeschrittener Nierenschwäche und bei Herzschwäche, die Beschwerden macht. Ausführliche Infos finden Sie hier. |
Wirkstoffe, die die Blutgefäße direkt erweitern:
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Herzrasen (Tachykardie), Wassereinlagerungen (Ödeme), verstärkter Haarwuchs am ganzen Körper (bei Minoxidil) |
Diese Wirkstoffe kommen nur in Einzelfällen in Betracht:
Häufige Kontrolluntersuchungen sind aufgrund von Nebenwirkungen nötig, zum Beispiel EKG-Kontrollen. |
Zentrale Sympathikus-Blocker |
Müdigkeit, Schwindel, trockener Mund, Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen (Ödeme), depressive Verstimmung |
Heben die Wirkung des Sympathikus auf. Hemmen im Gehirn bestimmte Botenstoffe, die sonst den Blutdruck erhöhen. |
Welche Medikamente für wen?
Wer an Bluthochdruck erkrankt ist und außerdem Diabetes mellitus, Adipositas oder Herzschwäche hat, für den sind ACE-Hemmer beziehungsweise Sartane die Medikamente der ersten Wahl.
Eine gute andere Möglichkeit bei Diabetes, Adipositas oder einem sogenannten metabolischen Syndrom ist ein Kalziumkanal-Blocker. Er kann zusätzlich zum ACE-Hemmer/Sartan oder stattdessen in Frage kommen. Kalziumkanal-Blocker eignen sich bei diesen Begleiterkrankungen gut, weil sie weder den Blutzucker noch die Blutfette beeinflussen.
Für Menschen mit Bluthochdruck und Herzerkrankungen, wie etwa koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt oder Herz-Rhythmus-Störung, sind Beta-Blocker die Medikamente der ersten Wahl. Vorrangig entlasten sie das Herz und verlangsamen den Herzschlag. Zugleich senken sie auch den Blutdruck.
Wer einen Schlaganfall hatte, für den eignen sich bevorzugt Kalziumkanal-Blocker oder ACE-Hemmer. Auch für Thiazid-artige Diuretika in niedriger Dosis gibt es gute Belege, dass sie das Risiko für weitere Schlaganfälle verringern können.
Bei Wassereinlagerungen (Ödemen) kommen bevorzugt Schleifen-Diuretika zum Einsatz. Diese senken den Blutdruck und schwemmen zugleich das eingelagerte Wasser aus. Ödeme können zum Beispiel bei Herzschwäche oder schwerer Nierenkrankheit auftreten.
Tabelle 5: Welche Behandlung für wen?
Begleiterkrankung |
Bevorzugte blutdrucksenkende Medikamente |
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Bluthochdruck ohne weitere Erkrankungen |
ACE-Hemmer, Sartane, Kalziumkanal-Blocker, Thiazid-artige Diuretika/Thiazide |
Nach Schlaganfall |
Kalziumkanal-Blocker oder ACE-Hemmer; Bei Bedarf zusätzlich: Thiazid-artige Diuretika |
Herzschwäche (Herzinsuffizienz) |
ACE-Hemmer oder Sartane und Beta-Blocker; Bei Bedarf zusätzlich: Diuretika |
Koronare Herzkrankheit
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Beta-Blocker; Wenn Sie Beta-Blocker nicht vertragen, sind ACE-Hemmer, Sartane oder Kalziumkanal-Blocker eine andere Möglichkeit. |
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) |
ACE-Hemmer oder Sartane; Wenn Sie weder ACE-Hemmer noch Sartane vertragen, sind Kalziumkanal-Blocker eine andere Möglichkeit. |
Nierenkrankheit |
ACE-Hemmer oder Sartane; Bei Bedarf zusätzlich: Schleifen-Diuretika |
Diese Informationen finden Sie auch kompakt in dem Merkblatt "Bluthochdruck – Was sind die wichtigsten Medikamente?": www.patienten-information.de/patientenblaetter/bluthochdruck-medikamente.
Hinweis |
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Für Frauen mit Bluthochdruck und Kinderwunsch gibt es ein eigenes Kapitel "Behandlung von Bluthochdruck bei Kinderwunsch und möglicher Schwangerschaft". Wenn bei Ihnen die üblichen blutdrucksenkenden Medikamente nicht ausreichend wirken, hilft Ihnen das Kapitel "Was tun, wenn die Medikamente nicht wirken?" weiter. |
Was ist bei der Einnahme zu beachten?
Am besten nehmen Sie Ihre Tabletten mit Wasser ein. Andere Flüssigkeiten können mitunter die Wirkung der Medikamente beeinflussen. Beispielsweise kann Grapefruitsaft die blutdrucksenkende Wirkung von vielen Kalziumkanal-Blockern verstärken. Auch Kaffee oder Cola können sich bei Bluthochdruck ungünstig auswirken. Ausführliche Informationen zu Ihren Medikamenten finden Sie im jeweiligen Beipackzettel.
Vielleicht fragen Sie sich, zu welcher Tageszeit Sie Ihre Tabletten am besten einnehmen sollten? Ob Sie Ihre Medikamente lieber morgens oder abends einnehmen sollten, dazu spricht die Leitliniengruppe keine Empfehlung aus. Die Studienlage zum besten Einnahmezeitpunkt ist nicht eindeutig.
Wenn die Ärztin Ihnen mehrere blutdrucksenkende Medikamente empfiehlt, gibt es für viele Kombinationen die Möglichkeit, diese in nur einer Tablette zusammenzuführen (Fixkombination), wenn die Einzelwirkstoffe sich als wirksam erwiesen haben. Fragen Sie Ihren Arzt nach dieser Möglichkeit. Damit können Sie die Anzahl Ihrer Tabletten verringern.
Was sagen Studien zur Wirksamkeit der Medikamenten-Gruppen?
In diesem Abschnitt erhalten Sie einen Einblick zur Wirksamkeit folgender Medikamenten-Gruppen: ACE-Hemmer, Beta-Blocker, Kalziumkanal-Blocker und Thiazid-artige Diuretika/Thiazide.
Verlässliche Studien mit vielen Teilnehmenden haben stets zwei Gruppen miteinander verglichen: Die eine Gruppe hat über einen längeren Zeitraum täglich eine blutdrucksenkende Tablette eingenommen und die andere Gruppe jeden Tag eine Pille ohne Wirkstoff (Placebo). Die Beteiligten wussten allerdings nicht, ob ihre Tablette mit oder ohne Wirkstoff war.
Die Medikamente wurden meist nicht miteinander verglichen. Ob eines wirksamer ist als ein anderes, weiß man daher nicht genau. Und man kann die Zahlen aus den unterschiedlichen Studien nicht miteinander vergleichen, weil unterschiedliche Patientinnen und Patienten eingeschlossen waren, etwa mit mehr oder weniger Begleiterkrankungen oder verschiedenen Altersklassen. Deswegen fassen wir die Ergebnisse wie folgt zusammen:
Im Vergleich mit einem Scheinmedikament (Placebo) senkten diese Wirkstoffe den Blutdruck im Mittel systolisch um etwa 10 bis 20 mmHg und diastolisch um etwa 5 bis 10 mmHg.
Laut Studien konnten diese Medikamenten-Gruppen auch die Anzahl an Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte verringern. Beispielsweise konnten 1 bis 5 von 100 Menschen mit Bluthochdruck davor bewahrt werden. Die regelmäßige Einnahme der Medikamente konnte bei etwa 1 bis 2 von 100 Menschen mit Bluthochdruck einen Schlaganfall verhindern. Insgesamt traten 1 bis 3 weniger Todesfälle unter 100 mit dem richtigen Wirkstoff behandelten Menschen mit Bluthochdruck auf.
Sie sollten wissen: Bei diesen Studienergebnissen handelt es sich um statistische Daten. Ihr persönlicher Krankheitsverlauf lässt sich damit nicht vorhersagen.
Nebenwirkungen – wichtig zu wissen
Neben den erwünschten Effekten von Medikamenten können auch unerwünschte Wirkungen vorkommen. Sollten bei Ihnen unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftreten, besprechen Sie diese mit Ihrem behandelnden Arzt. Prüfen Sie gemeinsam, ob der zu erwartende Nutzen die möglichen Belastungen rechtfertigt. Gegebenenfalls können Sie auf ein anderes Medikament umsteigen.
Dabei sollten Sie auch sogenannte Wechselwirkungen beachten: Manche Medikamente verstärken oder mindern sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Es ist daher gut, wenn Sie eine Liste der Medikamente, die Sie einnehmen, zum Arztgespräch mitbringen. Oder Sie nehmen einfach die Packungen Ihrer Medikamente mit.
In Zusammenarbeit mit Ihrer Ärztin können Sie zum Beispiel auffällige oder seltene Nebenwirkungen online oder über ein Formular dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) melden. Sprechen Sie Ihren Arzt bei Bedarf darauf an.
Wirkstoffname? Handelsname? |
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Alle Medikamente werden in dieser Patientenleitlinie mit ihrem Wirkstoffnamen vorgestellt. Bekannter ist meist der Handelsname, den eine Firma ihrem Medikament gibt. So heißt der Wirkstoff ASS bei einem Hersteller zum Beispiel "Aspirin®". Auf der Medikamentenpackung sind immer Wirkstoff und Handelsname angegeben. Nach dem Handelsnamen fragen Sie am besten Ihr Behandlungsteam. |
Vorsicht bei bestimmten Medikamenten
Medikamente, die Sie gegen den Bluthochdruck bekommen, sind wichtig. Sie helfen Ihnen und können bedrohliche Folgekrankheiten verhindern. Um den Blutdruck ausreichend zu senken, sind auch Kombinationen mehrerer blutdrucksenkender Medikamente möglich. Vielleicht nehmen Sie zusätzlich noch weitere Arzneimittel gegen andere Erkrankungen oder Beschwerden ein.
Es gilt: Je mehr Medikamente Sie einnehmen, desto weniger ist vorhersehbar, welche Wechselwirkungen oder unerwünschten Wirkungen eintreten. Das betrifft auch Medikamente, die Sie ohne ärztliches Rezept bekommen, wie etwa Schmerzmittel.
Häufige Wechselwirkungen bei kombinierten Blutdrucksenkern sind zum Beispiel veränderte Kaliumwerte im Blut oder eine beeinträchtigte Nierenfunktion.
Wenn Sie regelmäßig mehrere Wirkstoffe einnehmen, dann sollten Sie nach Einschätzung der Leitliniengruppe prüfen lassen, ob sich Ihre Medikamente miteinander vertragen. Sie können Ihre Ärztin fragen, welche Kombination unterschiedlicher Medikamente für Sie geeignet ist. Auch in der Apotheke berät man sie gern.
Nehmen Sie regelmäßig mindestens fünf ärztlich verordnete Medikamente ein? Dann können Sie 1x im Jahr eine sogenannte Medikationsanalyse in der Apotheke durchführen lassen. Die Krankenkassen übernehmen dafür in der Regel die Kosten.
Hinweis |
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Seien Sie skeptisch, wenn "Wundermittel", "Allheilmittel" oder besonders teure Medikamente oder Behandlungsmethoden angepriesen werden! Lassen Sie sich vor allem nicht dazu bewegen, die von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt empfohlene Behandlung einfach selbst abzusetzen. Grundsätzlich ist wichtig, dass Sie alle Verfahren, die Sie selbst oder auf Anraten anderer anwenden oder anwenden möchten, mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt besprechen – auch auf die "Gefahr" hin, dass sie oder er davon abrät. |
Was bringt eine strenge Blutdruckeinstellung?
Studien haben untersucht, wie groß der Nutzen einer sehr strengen Einstellung des oberen Blutdruckwertes (120) im Vergleich zu einer weniger strengen (unter 140) ist. Diese Studien hatten einige Mängel. Außerdem wurden nur Menschen untersucht, die jünger und körperlich fit waren. Sichere Ergebnisse liefern sie nicht. Deshalb sind die folgenden Zahlen nur eine Orientierung:
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Bei den strengeren Zielwerten traten innerhalb von 3 Jahren weniger Todesfälle auf: etwa 1 Todesfall weniger bei 100 Behandelten.
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Weniger Menschen entwickelten eine Herzschwäche: etwa 1 weniger bei 100 Behandelten.
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Aber es kam auch häufiger zu stark erniedrigtem Blutdruck, der eine weitere Behandlung nach sich zog und zu Stürzen oder zu einer Herz-Rhythmus-Störung führte: bei jeweils 1 von 100 Behandelten.
Aus anderen Studien gibt es Hinweise, dass bei älteren Menschen ein oberer Blutdruckwert von bis zu 160 mmHg möglicherweise nicht viel ungünstiger ist, als ein niedriger. Aber auch diese Ergebnisse sind unsicher.
Fachleute empfehlen deshalb, dass sich die Wahl des Zielwertes vor allem nach den persönlichen Umständen richten soll.
Übersicht: Welcher Blutdruckwert für wen?
Die folgende Abbildung zeigt, welche Umstände Sie und Ihr Arzt berücksichtigen sollten, wenn Sie einen Zielwert für den Blutdruck festlegen. Das Bild zeigt auch, was dabei eher für einen niedrigen und was für einen höheren Wert spricht.
Abbildung 4: Blutdruck-Zielwerte abhängig von Begleitumständen
Die Vorteile eines niedriger eingestellten Blutdrucks machen sich oft erst nach mehreren Jahren bemerkbar. Daher gilt: Je älter oder gesundheitlich eingeschränkter Sie sind, desto weniger hilft Ihnen ein niedriger Zielwert.
Wenn Sie die Behandlung nicht gut vertragen, dadurch stark belastet sind oder schon sehr viele Medikamente einnehmen, spricht das für einen höheren Zielwert. Wer sehr viele Medikamente einnehmen muss, macht mehr Fehler dabei, und hat öfter mit schweren Nebenwirkungen zu tun.
Manche der in Abbildung 4 aufgeführten Umstände können in unterschiedliche Richtungen weisen. Zum Beispiel: Sie haben mehrere Begleiterkrankungen. Das spricht für eine weniger strenge Einstellung. Die Begleiterkrankungen beeinträchtigen Sie aber wenig und Ihre Lebenserwartung ist normal. Dann könnte der Zielwert für den Blutdruck doch ruhig etwas niedriger sein. Entscheidend ist, was für Sie selbst schwerer wiegt.
Nicht alles kann man von Anfang an mit bedenken. Manches fällt Ihnen vielleicht erst nach einigen Monaten auf, wenn Sie einschätzen können, wie gut Sie mit der Behandlung zurechtkommen.
Im Verlauf der Behandlung soll Ihre Ärztin immer wieder mit Ihnen gemeinsam prüfen, ob der vereinbarte Blutdruck-Zielwert noch angemessen ist. Vielleicht hat sich Ihre persönliche Situation auch so verändert, dass ein anderer Zielwert vorteilhafter wäre.
Diese Informationen finden Sie auch kompakt in dem Merkblatt "Wie soll der Blutdruck eingestellt sein?": www.patienten-information.de/patientenblaetter/bluthochdruck-zielwerte.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die einzelnen Medikamenten-Gruppen vor, die bei Bluthochdruck am häufigsten verordnet werden.
ACE-Hemmer
Was sind ACE-Hemmer?
Diese Medikamente senken den Blutdruck und verbessern die Pumpleistung des Herzens. Ihre Wirksamkeit ist in Studien besser belegt als die von Sartanen. Laut Daten der gesetzlichen Krankenversicherungen aus dem Jahr 2020 waren ACE-Hemmer die am häufigsten verordneten Medikamente gegen Bluthochdruck. ACE-Hemmer heißen beispielsweise Captopril, Enalapril, Lisinopril und Ramipril.
Wie wirken ACE-Hemmer?
Sie hemmen ein bestimmtes Eiweiß (Enzym). Das Enzym trägt die englische Bezeichnung "Angiotensin Converting Enzyme" und wird ACE abgekürzt. ACE bewirkt über mehrere Zwischenschritte im Körper zwei Dinge: Die Blutgefäße ziehen sich zusammen und werden dadurch enger. Mehr Kochsalz und Wasser verbleiben im Blut, wodurch die Blutmenge steigt. Beides führt dazu, dass sich der Blutdruck erhöht und das Herz stärker schlagen muss.
Wird ACE gehemmt,
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bleiben die Gefäße weiter;
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werden mehr Wasser und Kochsalz ausgeschieden;
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sinkt der Blutdruck;
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wird das Herz entlastet und es kann besser pumpen.
Anhand der vorliegenden Erkenntnisse kann man nicht sagen, ob aus der Gruppe der ACE-Hemmer ein Wirkstoff besser ist als der andere.
Für wen sind ACE-Hemmer nicht sinnvoll?
Gründe, die gegen die Einnahme von ACE-Hemmern sprechen, sind zum Beispiel Schwangerschaft und Stillzeit, verengte Blutgefäße der Nieren oder eine fortgeschrittene Nierenschwäche. Ein ACE-Hemmer darf auch dann nicht eingenommen werden, wenn während einer früheren Behandlung mit einem ACE-Hemmer eine Allergie-ähnliche Reaktion, wie etwa ein geschwollenes Gesicht (Angioödem), auftrat.
Für Frauen im gebärfähigen Alter ist wichtig zu wissen, dass ACE-Hemmer im Falle einer Schwangerschaft das ungeborene Kind schädigen können.
Gibt es etwas Besonderes zu beachten?
Die Dosis eines ACE-Hemmers soll allmählich gesteigert werden. Nach der Steigerung der Dosis überprüft Ihr Arzt die Nierenwerte und die Mineralstoffe im Blut. Bei Menschen mit Diabetes kann ein ACE-Hemmer dazu führen, dass der Blutzucker sinkt und es zu einer Unterzuckerung kommt.
Bis eine Wirkung eintritt, können Wochen, manchmal auch Monate vergehen. Es ist wichtig, Geduld zu haben. Wenden Sie sich an Ihr Behandlungsteam, wenn Sie unsicher sind und Fragen haben.
Welche Nebenwirkungen sind bekannt?
Mögliche Nebenwirkungen sind Schwäche- und Schwindelgefühl. Empfohlen wird, bei diesen Nebenwirkungen das Medikament nicht abzusetzen, sondern in ärztlicher Absprache die Menge zu verringern, bis sie verträglicher wird.
Etwa 5 bis 10 von 100 Personen bekommen einen trockenen Husten, der auch Reizhusten genannt wird. Dieser kann auch erst Monate nach Behandlungsbeginn auftreten.
Gelegentlich kommt es zu einer Allergie-ähnlichen Reaktion, zum Beispiel schwellen das Gesicht, die Lippen oder die Zunge an. Der Fachbegriff ist Angioödem.
Angiotensin-Rezeptor-Blocker (Sartane)
Sartane sind blutdrucksenkende Medikamente. Studien zeigen, dass Sartane ähnlich gut wirken wie ACE-Hemmer. Sie lösen seltener trockenen Reizhusten und allergische Reaktionen aus. Die einzelnen Wirkstoffe heißen beispielsweise Azilsartan, Candesartan, Losartan, Telmisartan und Valsartan.
Gibt es etwas Besonderes zu beachten?
Die Dosis eines Sartans soll allmählich gesteigert werden. Nach jeder Dosiserhöhung überprüft die Ärztin die Nierenwerte und die Mineralstoffe im Blut.
Ein Sartan kommt nicht in Frage, wenn während einer früheren Behandlung mit einem Sartan ein Angioödem auftrat, zum Beispiel ein geschwollenes Gesicht. Außerdem ist größte Vorsicht geboten, wenn während einer früheren Behandlung mit einem ACE-Hemmer ein Angioödem auftrat.
Für Frauen im gebärfähigen Alter ist wichtig zu wissen, dass ACE-Hemmer im Falle einer Schwangerschaft das ungeborene Kind schädigen können.
Welche Nebenwirkungen sind bekannt?
Als Nebenwirkungen können Störungen der Nierenfunktion, erhöhte Kaliumwerte im Blut und niedriger Blutdruck auftreten.
Eine gestörte Nierenfunktion kann man frühzeitig an einem ansteigenden Kreatininwert im Blut erkennen. Kreatinin ist ein Abbauprodukt der Muskeln. Es wird über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden.
Kalziumkanal-Blocker
Sie regulieren die Weite der Blutgefäße, indem sie spezielle Kanäle in den Blutgefäßen hemmen. Dadurch erschlaffen die Gefäße und erweitern sich. Folglich sinkt der Blutdruck und auch die Pumpleistung des Herzens verringert sich. Das Herz wird entlastet.
Die Leitliniengruppe hat für Kalziumkanal-Blocker weniger verlässliche Studienergebnisse gefunden als für
ACE-Hemmer/Sartane.
Kalziumkanal-Blocker heißen beispielsweise Amlodipin, Nifedipin, Nitrendipin, Felodipin, Nisoldipin, Nicardipin, Lacidipin, Isradipin sowie Verapamil oder Diltiazem.
Gibt es etwas Besonderes zu beachten?
Der Wirkstoff Nifedipin ist auch in Schwangerschaft und Stillzeit geeignet (mehr dazu im Kapitel "Behandlung von Bluthochdruck bei Kinderwunsch und möglicher Schwangerschaft".
Die Wirkstoffe Verapamil und Diltiazem verlangsamen den Herzschlag ebenso wie Beta-Blocker. Daher ist ihre Kombination zu vermeiden.
Welche Nebenwirkungen sind bekannt?
Allgemein sind Kalziumkanal-Blocker gut verträglich. Typische Nebenwirkungen von Kalziumkanal-Blockern sind Wassereinlagerungen in den Knöcheln (Ödeme), verlangsamter Herzschlag, Kopfschmerzen, Hitzewallungen oder aufsteigendes Wärmegefühl, Hautrötung (Flush), Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit oder Verstopfung, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen.
Die Wassereinlagerungen sind geringer ausgeprägt, wenn man zusätzlich zum Kalziumkanal-Blocker einen ACE-Hemmer oder ein Sartan oder einen Renin-Hemmer einnimmt. Anders als sonst bei Wassereinlagerungen üblich, sind bei diesen Knöchelödemen wassertreibende Medikamente (Diuretika) als Behandlung nicht geeignet.
Diuretika
Was sind Diuretika?
Das sind Medikamente, die Wasser aus dem Körper ausschwemmen. Umgangssprachlich werden sie auch "Wassertabletten" oder "Entwässerungstabletten" genannt. Fachleute unterscheiden dabei sogenannte Thiazid-artige Diuretika/Thiazide und Schleifen-Diuretika. Zu den Thiazid-artigen Diuretika und Thiaziden gehören Wirkstoffe wie Hydrochlorothiazid (kurz: HCT), Indapamid und Chlortalidon. Die Wirkstoffe der Schleifen-Diuretika heißen beispielsweise Furosemid und Torasemid.
Zudem gibt es sogenannte Kalium-sparende Diuretika. Die Wirkstoffe heißen beispielsweise Amilorid und Triamteren.
Wie wirken Diuretika?
Diuretika entziehen dem Körper Salz und somit auch Wasser. Sie wirken harntreibend. Das heißt, sie verstärken die Bildung von Harn in den Nieren. Dadurch scheidet der Körper mehr Wasser aus. Folglich muss man häufiger Wasser lassen. Häufigere Toilettengänge können nervig und unangenehm sein, zeigen aber, dass die Medikamente wirken, der Druck in den Gefäßen sinkt und das Herz entlastet wird.
Die Wirkstoffe Chlortalidon und Indapamid sind bei Bluthochdruck stärker und länger wirksam als Hydrochlorothiazid in niedriger Dosierung (bis 25 mg/d).
Gibt es etwas Besonderes zu beachten?
Üblicherweise sind die Wassertabletten morgens einzunehmen. Es empfiehlt sich, sie bis spätestens 16 Uhr zu nehmen, damit man nicht nachts wegen vermehrtem Harndrang aufstehen muss.
Mit dem vermehrt ausgeschiedenen Wasser verliert der Körper auch vermehrt Mineralstoffe (Salze). Um zu starke Verluste rechtzeitig zu erkennen, sind häufige Kontrollen Ihrer Blutwerte wichtig.
Schleifen-Diuretika kommen bevorzugt bei Menschen mit Bluthochdruck und Herzschwäche beziehungsweise Nierenkrankheit zum Einsatz.
Kalium-sparende Diuretika werden vor allem in Kombination mit den anderen Diuretika – etwa Hydrochlorothiazid – eingesetzt, um den Kaliumverlust zu verringern. Sie hemmen bestimmte Kanäle in der Niere, wodurch weniger Kalium mit dem Urin ausgeschieden wird.
Welche Nebenwirkungen sind bekannt?
Es können Müdigkeit, Schwäche und Schwindel auftreten. Der Blutdruck kann zu niedrig sein. Der Harnsäurewert im Blut kann steigen. Ebenso können sich die Blutfette und die Blutzuckerwerte erhöhen. Damit steigt auch das Risiko, einen Diabetes mellitus zu bekommen. Der Salzhaushalt kann durcheinander geraten. Des Weiteren können sich die Nierenwerte verschlechtern.
Beta-Blocker
Was sind Beta-Blocker?
Das sind Medikamente, die den Blutdruck senken und den Herzschlag langsamer machen.
Beta-Blocker sind ein Sammelbegriff für mehrere ähnlich wirkende Arzneistoffe, die im Körper bestimmte Bindestellen für Hormone blockieren. Diese Bindestellen heißen Beta-Rezeptoren. Deshalb bezeichnen Fachleute diese Gruppe von Medikamenten auch als Beta-Rezeptoren-Blocker. Die einzelnen Wirkstoffe heißen beispielsweise Atenolol, Bisoprolol, Metoprolol oder Nebivolol.
Für Menschen ohne Herzerkrankungen gehören sie nicht zu den Medikamenten der ersten Wahl. Eine Ausnahme besteht für den Wirkstoff Metoprolol. Er gehört zu den Medikamenten der ersten Wahl in Schwangerschaft und Stillzeit (mehr dazu Kapitel "Behandlung von Bluthochdruck bei Kinderwunsch und möglicher Schwangerschaft").
Wie wirken Beta-Blocker?
Beta-Blocker hemmen die Wirkung von Stresshormonen. Diese Stresshormone heißen Noradrenalin und Adrenalin. Wenn Beta-Blocker die Rezeptoren besetzen, verhindern sie, dass sich die körpereigenen Stresshormone Noradrenalin und Adrenalin daran binden. Damit senken sie den Blutdruck und den Sauerstoffbedarf des Herzens. Das Herz wird entlastet.
Für wen sind Beta-Blocker empfehlenswert?
Beta-Blocker sind vor allem für Betroffene mit Herzerkrankungen geeignet. Dazu zählen:
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Herzschwäche, die Beschwerden macht;
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koronare Herzkrankheit;
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Herzinfarkt;
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Herz-Rhythmus-Störung mit schnellem Herzschlag, zum Beispiel Vorhofflimmern.
Beta-Blocker senken bei Menschen mit Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit nachweislich das Risiko für ernsthafte Folgeerkrankungen und Tod durch Gefäßerkrankungen. Laut einer aussagekräftigen Untersuchung vieler Studien können Beta-Blocker vor allem 1 bis 2 Jahre nach einem Herzinfarkt diese Folgen häufiger verhindern als andere blutdrucksenkende Mittel. Studien liefern Hinweise, dass ein erneuter Herzinfarkt häufiger verhindert werden kann, wenn man sofort mit einer Behandlung mit Beta-Blockern beginnt: Von 1 000 Betroffenen konnten auf diese Weise etwa 5 Menschen mehr davor bewahrt werden. Des Weiteren kommt eine verlässliche Studie zu dem Schluss, dass von 1 000 Menschen, die nach einem Herzinfarkt mit einem Beta-Blocker behandelt werden, jährlich etwa 10 vor dem Herztod bewahrt werden.
Zudem ist belegt, dass Beta-Blocker die Beschwerden der KHK wie Brustenge oder Brustschmerzen lindern und die körperliche Belastbarkeit erhöhen können. Mehr Informationen finden Sie in der Patientenleitlinie "Chronische KHK": www.patienten-information.de/patientenleitlinien/khk.
Wissenschaftliche Untersuchungen, die verschiedene Beta-Blocker miteinander vergleichen, hat die Leitliniengruppe nicht gefunden. Insgesamt sind Wirkstoffe, die bereits gut in Studien untersucht sind, zu bevorzugen. Die Dosierungen sind von Wirkstoff zu Wirkstoff sehr unterschiedlich. Sie können als Tablette eingenommen, aber auch in die Venen gespritzt werden.
Gibt es etwas Besonderes zu beachten?
Beta-Blocker senken laut Datenlage die Sterblichkeit bei Männern und Frauen gleichermaßen. Aber Frauen bauen bestimmte Beta-Blocker langsamer ab als Männer. Das heißt, sie haben mitunter deutlich höhere Mengen im Blut, wodurch der Blutdruck stärker sinken kann. Gleichzeitig können bei Frauen häufiger schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten. Dann kann die Dosis gesenkt oder ein anderer Beta-Blocker verordnet werden.
Wichtig zu wissen für den Profisport:
Beta-Blocker befinden sich auf der Dopingliste. Bei offiziellen Wettkämpfen mehrerer Sportarten ist ihre Einnahme verboten, weil sie beruhigend wirken und gegen zitternde Hände helfen können. Beta-Blocker sind aber nicht leistungssteigernd.
Welche Nebenwirkungen haben Beta-Blocker?
Unter Beta-Blockern kann der Herzschlag zu sehr verlangsamt werden. Gelegentlich wird der Blutdruck zu stark gesenkt, so dass es zu Schwindel kommt. Oder einem wird schwarz vor Augen. Des Weiteren kann es gelegentlich zu Gefäßverengungen kommen. Das macht sich durch kalte oder kribbelnde Hände und Füße oder durch Kopfschmerzen bemerkbar.
Beta-Blocker können den Blutzucker und die Blutfette erhöhen. Das Risiko für Diabetes mellitus ist erhöht. Außerdem können Beta-Blocker die Anzeichen einer Unterzuckerung wie Heißhunger und Schwitzen verschleiern. Besonders Menschen mit Diabetes sollten dies wissen.
Beta-Blocker können zudem eine Verengung der Atemwege als Folge haben. Daher sind sie für Menschen mit Asthma eher nicht geeignet. Für Menschen mit obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sind sie trotzdem möglich. Es gibt bestimmte Beta-Blocker, die gezielt am Herz wirken und kaum an den Atemwegen. Wenn man Ihnen gegen Bluthochdruck einen Beta-Blocker anbietet, sagen Sie der Ärztin, dass Sie Asthma beziehungsweise COPD haben.
Selten können Erektionsstörungen oder ein Nachlassen des sexuellen Verlangens hervorgerufen werden. Auch Mundtrockenheit und verminderter Tränenfluss mit Bindehautentzündung des Auges sind seltene Nebenwirkungen.
Wenn Sie das Medikament in veränderter Menge oder nicht weiter nehmen möchten, besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt. Sie sollten Beta-Blocker nicht einfach plötzlich weglassen, weil dann Blutdruck und Herzschlag schlagartig und unkontrolliert ansteigen können.
Aldosteron-Antagonisten
Was sind Aldosteron-Antagonisten?
In dem Wort Aldosteron-Antagonist stecken zwei Begriffe: Aldosteron und Antagonist. Aldosteron ist ein natürliches Hormon, das Einfluss auf den Wasserhaushalt des Körpers hat. Antagonist kommt aus dem Griechischen und heißt Gegenspieler. Demnach hemmen diese Medikamente das Hormon Aldosteron. Die einzelnen Wirkstoffe heißen beispielsweise Spironolacton und Eplerenon.
Wie wirken Aldosteron-Antagonisten?
Sie hemmen das körpereigene Hormon Aldosteron und beeinflussen somit den Blutdruck und die Wassermenge im Körper.
Gibt es etwas Besonderes zu beachten?
Bei der Behandlung mit einem Aldosteron-Antagonisten kann sich das Kalium im Blut erhöhen. Um dies rechtzeitig zu erkennen, sind häufige Blutkontrollen ratsam. Wie häufig diese Kontrollen sein sollten, hängt auch von Ihrem Alter ab (mindestens alle 4 Monate).
Welche Nebenwirkungen sind bekannt?
Es kann zu einer Hyperkaliämie kommen. Dies kann zu einer lebensbedrohlichen Situation führen.
Die Nierenfunktion kann sich verschlechtern. Wenn Sie durch die Einnahme von Spironolacton erbrechen oder Durchfall bekommen, ist es ratsam Ihre Ärztin aufzusuchen.
Spironolacton kann bei Männern bewirken, dass sich die Brustdrüse vergrößert. Dies kann schmerzhaft sein. Frauen können ebenfalls Brustschmerzen wahrnehmen. Treten diese Nebenwirkungen auf, können Sie in ärztlicher Absprache zum Wirkstoff Eplerenon wechseln.
Übersicht: Behandlung mit Medikamenten bei Bluthochdruck
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Bluthochdruck – Was gehört zur Behandlung?
Bei Bluthochdruck (Hypertonie) herrscht in den Gefäßen ein zu hoher Druck. Davon merken Betroffene meist nichts. Möglich sind Kopfschmerzen oder Schwindel. Als Orientierung für einen normalen Blutdruck gilt ein Wert von weniger als 140/90 mmHg. Als Behandlung kommen neben einem veränderten Lebensstil blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz.
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Bluthochdruck – Soll ich an einer Schulung teilnehmen?
Fachleute empfehlen allen Menschen mit Bluthochdruck (Hypertonie) an einer Schulung teilzunehmen. Diese vermitteln Wissen und helfen mit der Krankheit umzugehen.
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Bluthochdruck – Gefäßschäden und Folgeerkrankungen
Ein unbehandelter Bluthochdruck kann Gefäße schädigen und zu Folgeerkrankungen führen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzschwäche. Wie eine Hypertonie entsteht und welche Krankheiten auftreten können, lesen Sie hier.
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Bluthochdruck – Warum ist Bewegung gut für mich?
Fachleute empfehlen Menschen mit Bluthochdruck regelmäßige körperliche Aktivität. Wer sich regelmäßig bewegt, kann selbst dazu beitragen, seinen Blutdruck zu senken. Hier finden Sie verlässliche Anregungen für Ihren Alltag.
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Bluthochdruck – Was tun, wenn die Medikamente nicht wirken?
Bei Bluthochdruck kommen oft Medikamente zum Einsatz. Wenn die übliche Behandlung nicht wirkt, besteht eine therapieresistente Hypertonie. Fachleute empfehlen Ihnen dann ein zusätzliches blutdrucksenkendes Medikament (Aldosteron-Antagonist, Alpha-Blocker oder Beta-Blocker).
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Bluthochdruck – Was tun, wenn der Blutdruck plötzlich viel zu hoch ist?
Wenn sich ihr Bluthochdruck (Hypertonie) plötzlich verschlimmert, kann dahinter eine Blutdruckentgleisung (hypertensive Entgleisung) oder eine Blutdruckkrise (hypertensiver Notfall) stecken. Diese Information erklärt die Anzeichen und wie Sie am besten reagieren.
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Bluthochdruck – Kinderwunsch und mögliche Schwangerschaft
Bluthochdruck (Hypertonie) in der Schwangerschaft kann zu mehr Komplikationen führen, etwa zu einer Frühgeburt. Bereits bei Kinderwunsch sollten Sie etwas dagegen tun. Es gibt Wirkstoffe (Nifedipin, Metoprolol, Alpha-Methyldopa), die auch in Schwangerschaft und Stillzeit geeignet sind.
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Bluthochdruck – Wie messe ich meinen Blutdruck richtig?
Wer wegen Bluthochdruck (Hypertonie) behandelt wird, führt regelmäßige Selbstmessungen durch. Es ist wichtig zu kontrollieren, ob Sie den vereinbarten Blutdruck-Zielwert erreicht haben. Dafür gibt es elektronische Messgeräte. Prüfsiegel zeigen Ihnen die Qualität der Geräte an.
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Bluthochdruck – Wie trifft man gemeinsame Entscheidungen?
Bei Bluthochdruck oder Hypertonie gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Alle haben Ihre Vor- und Nachteile. Sich zu entscheiden, kann daher schwer sein. Hier finden Sie Tipps, wie Sie eine Entscheidung vorbereiten können und welche Informationen dafür wichtig sind.
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Bluthochdruck – Was hat Salz mit dem Blutdruck zu tun?
Salz ist lebenswichtig und macht viele Speisen schmackhafter. Wer Bluthochdruck (Hypertonie) hat, sollte jedoch an Kochsalz (Natriumchlorid) sparen. Warum Fachleute zu einer salzarmen Ernährung raten und wie das gelingen kann, sagen wir Ihnen hier.
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Bluthochdruck – Wie schaffe ich es, an meiner Behandlung dranzubleiben?
Den wichtigsten Teil der Behandlung bei Bluthochdruck (Hypertonie) übernehmen Sie selbst. Dazu gehört zum Beispiel, sich regelmäßig zu bewegen und ausgewogen zu ernähren sowie Medikamente einzunehmen. Hier finden Sie zahlreiche Tipps, wie Ihnen dies gelingen kann.
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Bluthochdruck – Was sind die wichtigsten Medikamente?
Bei Bluthochdruck (Hypertonie) kommen oft blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz. Für vier Medikamenten-Gruppen gibt es verlässliche Daten und langjährige Erfahrungen: ACE-Hemmer, Sartane (Angiotensin-Rezeptor-Blocker), Kalziumkanal-Blocker und Thiazid-artige Diuretika/Thiazide. Welches Medikament gut geeignet ist, hängt vor allem von der Verträglichkeit und den Begleiterkrankungen ab.
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Bluthochdruck – Wie soll der Blutdruck eingestellt sein?
Zur Behandlung von Bluthochdruck (Hypertonie) sollten Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt festlegen, welcher Blutdruck-Zielwert für Sie persönlich vorteilhaft ist. Hier erfahren Sie, welche Umstände dabei eine Rolle spielen können (Alter, Risiko für andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, körperlicher Zustand).
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Bluthochdruck – Warum hilft es, aufs Rauchen zu verzichten?
Tabak und Nikotin sind schädlich für die Blutgefäße. Das gilt auch für Passivrauchen. Wo Sie Hilfe bekommen, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören möchten, erläutert dieses Infoblatt.
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Bluthochdruck – Welche Rolle spielen Gewicht, Ernährung und Alkohol?
Fachleute sind sich einig: Ein gesunder Lebensstil kann den Blutdruck senken. Dazu gehört eine ausgewogene Ernährung mit wenig Salz und wenig Alkohol.
- Für diese Information haben wir die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Hypertonie genutzt. Diese ist für Ärztinnen, Ärzte und andere medizinische Fachleute gedacht.
Hier finden Sie unsere Methodendokumente:
Spezielle Angebote für Menschen mit Bluthochdruck finden Sie unter den folgenden Adressen:
Deutsche Hochdruckliga e. V.
E-Mail: info@hochdruckliga.de
Internet: www.hochdruckliga.de
Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V.
Unter dieser Adresse erfahren Sie, welche Herzgruppen es in Ihrem Bundesland gibt:
E-Mail: info@dgpr.de
Internet: www.dgpr.de
Wo sich eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe befindet, können Sie auch bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) erfragen:
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon: 030 31018960
Fax: 030 31018970
E-Mail: selbsthilfe@nakos.de
Internet: www.nakos.de
Es gibt deutschlandweit viele regionale Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen (kurz: KISS):
www.nakos.de/informationen/basiswissen/kontaktstellen
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